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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 275 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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für die Abteilung Gesellschaftspolitische Forschung. Ist es richtig, daß ein wei- sungsgebundener Beamter die Berufung als stimmberechtigter Juror in die Jury seines eigenen Ministeriums annimmt?“357 Löcker konterte die „ermüdenden Polemiken der Herren Brix und Dr.  Kraus“ mit dem Argument, dass diese „nicht darüber hinwegtäuschen“ könnten, dass „sich beide auf sachlicher Ebene in Argumentationsnotstand befinden und sich in ihren eigenen Widersprüchen verstricken“.358 Er bekrittelte Kraus’ fachliche Kompetenz, da ein irrtümlicher Druckfehler Wieners verbesserung von mittel- europa vor 36 Jahren erscheinen ließ,359 mokierte sich über Kraus’ „unzumut- bare[] Bevormundung“, da dieser konstatiert hatte, dass zu Magris’ „‚Bedeutung und Verdienste[n]‘“ nichts gesagt zu werden brauche und erkannte in dieser „Sache angesichts so selbstgerecht vertretener Eigenmächtigkeit metternichsche Dimensionen.“360 Kraus, der seine Interessen hier durchsetzen konnte, bedeutete „die Preisver- gabe an Magris, die Überwindung aller tückischen Hindernisse […] sehr viel. Eine Abrundung der Verbundenheit mit Sperber.“361 Im Anschluss an den Skandal knüpfte sich eine neue Konstruktion des Prei- ses an, indem ein zwölfköpfiger Literaturbeirat eingesetzt und der Preis nun jährlich, abwechselnd durch die Ressorts des Wissenschafts- bzw. Unterrichts- ministeriums, vergeben wurde: Nun gab es einen Sperber-Preis für Wissenschaf- ten und einen für Literatur.362 Kraus, dessen Einfluss im Unterrichtsministeri- um eher gering war, gehörte dem Literaturbeirat an, wollte aber sein „Bestes tun, um irgendeinen Blödsinn zu verhindern. Die Mehrzahl der Jury besteht aus sehr vernünftigen Leuten.“363 1989 sollte der Schriftsteller Albert Drach den Preis erhalten, 1990 ging er an den ungarischen Schriftsteller, Essayisten und Soziologen György Konrad, der 357 Dr. Wolfgang Kraus: Manès-Sperber-Preis. In: Profil, 7.  Dezember 1987, Nr. 49, S. 12  f. 358 Erhard Löcker: Manès-Sperber-Preis. In: Profil, 21.  Dezember 1987, S. 6, 8. 359 Wolfgang Kraus: Manès-Sperber-Preis. In: Profil, 4.  Jänner 1988, Nr. 1, S. 7 „Die Zeitangabe des Erscheinens von O.  Wieners ‚die verbessung von mitteleuropa‘ wurde durch einen Fehler des Setzers (wie sich leicht aus dem Originalbrief, der in der Redaktion vorliegt, nachweisen läßt) von ‚vor 26‘ auf ‚36‘ Jahre verändert. […] Weiters: für den Manès-Sperber-Preis gab es – wie bei den großen Staatspreisen und Würdigungspreisen – keine Bewerbungen, also konnte Franz Schuh nicht von einer Kandidatur zurücktreten. Erst die Anfrage des Ministers an den vorgesehenen Preisträger verschaffte diesem die Möglichkeit, zurückzutreten. Eine solche Anfrage ist im Falle Franz Schuh nicht erfolgt.“ 360 Ebd., S. 8. 361 Ders.: Tagebuch, 30.  November 1987, NL WK. 362 Die Jury bestand aus dem Literaturbeirat beim Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Sport, die erweitert, wurde um Hans Heinz Hahnl, Adolf Haslinger, Nils Jensen, Kurt Kahl, Wolfgang Kraus, Wendelin Schmidt-Dengler, Johannes Twaroch und Walter Weiss. 363 Wolfgang Kraus an Jenka Sperber, 15.  Februar 1989, ÖGL-Archiv. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Literatur-Preise 275
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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