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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Anders bezieht sich auf den Artikel Der ästhetische Nihilismus,391 ein Abdruck aus Kraus’ Essayband Nihilismus heute, der neben einer Würdigung von Hans Paeschke zu Anders’ 80.  Geburtstag platziert worden war.392 Interessanterweise wurde Anders’ Brief an Schwab-Felisch Kraus in die Hände gespielt, befindet sich doch eine Abschrift in dessen Nachlass. So rangierte Kraus’ öffentliche Wahrnehmung vom „Literaturpolyp, der, Posi- tionen an sich saugend, zur grauen Eminenz der Schreiberszene wuchs“393 bis hin zum „Oberförster des österreichischen Literaturbetriebs“394. Franz Schuh hat Kraus’ Omnipräsenz im Literaturbetrieb als von einem „mythischen Schwei- gen umgeben“ beschrieben und hinsichtlich seiner literatur- und kulturpoliti- schen Positionen konstatiert: „Sein Stern ist von der Art, daß er, versinkend, gleichzeitig anderswo aufgeht, der König ist tot, es lebe der König.“395 Der über die Jahrzehnte unwandelbare, konservierende und traditionsbe- wusste Habitus von Kraus führte dazu, dass er spezifische Positionen aufrecht- erhielt und dabei auf diverse Praktiken zurückgriff, die sich für ihn bewehrt hatten, was naturgemäß zu Widerspruch führte, der mit der Ausdifferenzierung des literarischen Feldes in Zusammenhang stand. Für seine Thesen über Kultur kritisierten ihn sogar die als rechts-konservativ zu bezeichnenden „Salzburger Nachrichten“ und sparten dabei nicht mit Gehässigkeiten: Ein Mann, randvoll mit Plattitüden und Gemeinplätzen, trat am Donnerstag auf Einladung des PEN-Clubs Salzburg in den Räumen der Internationalen Salzburg Association auf und sprach sich ‚für Kultur und gegen das Chaos‘ aus. […] Kraus fährt starke Geschütze auf und ist sich der Zustimmung so gewiß, daß er alles im Vagen belassen kann und nie konkret wird. Seine Philippika trägt er nur, weil er alles, was in der Kunst seit den fünfziger Jahren geschehen ist, ignoriert oder pau- schal verdammt. Handke und Jelinek, Jandl und Bernhard, Canetti und Artmann, nichts ist von Belang, und nur deshalb darf Kraus die gewagte These aufstellen, daß das schöpferische Potential in die Naturwissenschaften abgewandert sei. Ich weiß auch nicht, wo Wolfgang Kraus lebt, in der Gegenwart jedenfalls nicht.396 391 Wolfgang Kraus: Der ästhetische Nihilismus. Ein Beitrag aus dem Aspekt Österreichs. In: Mer- kur 36 (1982), H. 7, S. 729–732. 392 Vgl. Hans Paeschke: Auf dem Kopf gehen. Günter Anders zum achtzigsten Geburtstag. In: ebd., S. 732–736. 393 N.  N.: Arabesken des Lebens. In: Profil, 25. Jänner 1977, S. 54  f., hier S. 54. 394 Horst Ebner: Kafka, Fink und Guglhupf. In: Falter, Nr. 5, 4.–10. Februar 1994, S. 55. 395 Schuh: Literatur und Macht am Beispiel Österreichs der siebziger Jahre. In: Liebe, Macht und Heiterkeit, S. 197  f. 396 N.  N.: Front gegen die Moderne. Ein Kulturkritiker raunzt. In: Salzburger Nachrichten, 22.  Juni 1996. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 282 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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