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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Kraus nahm in einem Gutachten dann konkret zum Antrag Stellung: „Her- bert Kuhner ist ein überaus schwacher Autor, von dem kaum angenommen wer- den kann, dass er Österreich in gutem Sinne vertreten wird. Es ist aufschluss- reich, dass Herr Kuhner, der 40 Jahre alt ist, bisher noch kein Buch in deutscher Sprache veröffentlicht hat. Lediglich Beiträge in Anthologien und Zeitschriften sind von ihm erschienen. Von einer Unterstützung seiner Reise nach Australien ist daher abzuraten.“427 Die österreichische Botschaft in London hatte nach Kuhners Artikel im „Index“ in einem offiziellen Schreiben an das Außenministerium den Artikel beigelegt und darauf hingewiesen, dass Kuhner sich „ueber die Behandlung beschwert, die ihm in Osterreich zuteil werde. Im Besonderen konzentriert sich seine Beschwer- de auf Dr.  Wolfgang Kraus“.428 Kraus war in der Folge einerseits darum bemüht, diesem Angriff ein Statement entgegenzusetzen, andererseits seinen guten Ruf nicht zu verlieren, dürfte es ihm doch besonders unangenehm gewesen sein, dass sich diese Affäre international auszubreiten begonnen hatte. In diesem Fall war Kraus zur Schadensbegrenzung gezwungen. Zunächst sandte er eine Richtigstel- lung an den „Index“, in der er Kuhners Artikel zu entkräften versuchte: If all authors, who fail to attain in the West the success they feel is due to them, wanted to publicise this in ‚Index‘ in the form of an attack, the magazine would soon be the size of an encyclopaedia. […] I do not harbour any desire nor am I empowered to declare any author in Austria – a well functioning democracy, after all – ‚persona non grata‘. I have also never attempted this with Herbert Kuhner. […] I am very sorry that Herbert Kuhner never received the stipendium he applied for; this does happen and is no sign of suppression. I regret this confusion of per- spective between democracy and dictatorship, which ‚Index‘ obviously has suc- cumbed to in this case.429 Kuhner trat rasch mit einer Entgegnung hervor, in der er die Veröffentlichung aller Briefe forderte, die vom österreichischen Außenministerium nach Austra- 427 Kraus’ Gutachten, das sich im Archiv der ÖGL befindet, ist in einem Konvolut enthalten, das in einem Kuvert aufbewahrt wird, das verzeichnet: „Laut Auskunft Ges[andten]. Dr.  [Harald] Vavrik soll Kontaktstelle das inliegende Material vorläufig verwahren. 1/3/76“. Dies ist das ein- zige literarische Gutachten, das im Rahmen der Recherchen ausfindig gemacht werden konn- te. Der Informationsgewinn aus solchen Gutachten von Kraus’ Hand wäre enorm, vermutlich jedoch nicht allzu überraschend gewesen. Da die Gutachten der „Kontaktstelle“ keine Akten- zahlen trugen, dürften diese im Laufe der Zeit vom Außenministerium skartiert worden sein. 428 Österreichische Botschaft [London] an das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenhei- ten, 4.  Juni 1976, ebd. 429 Wolfgang Kraus: Persona non grata in Austria? In: Index on Censorship 5 (1976), H. 6, S. 66–67, hier S. 66. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Polemiken und Kämpfe im Feld 289
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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