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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ren, da er an einer Anthologie für „Cross-Cultural Communications“ arbeitete, welche die zeitgenössische österreichische Lyrik repräsentieren sollte und fand seine Lesung in der ÖGL „most enjoyable“.446 Für Kraus dürfte diese „Causa“ damit beigelegt gewesen sein, aber bereits im folgenden Jahr wurde ihm ein aufgezeichnetes Telefongespräch zum Verhäng- nis. Im Jänner 1976 hatte sich Wolfgang Mayer-König, der als Sekretär des Bun- deskanzlers mit den Arbeitsschwerpunkten Kultur, Bildung, Wissenschaft und Forschung betraut war, und 1968 mit der „Literarischen Situation“, dem Kultur- forum der Hochschüler der ÖGL Konkurrenz gemacht hatte, bei Kraus wegen Kuhner erkundigt und gefragt, ob dieser „irgend etwas in der Sache veranlaßt“ habe, was Kraus verneinte und meinte, die Sache sei nicht über ihn gegangen: „Ich hab eine Beurteilung gegeben. Also, es ist ein Akt gekommen – na, und da hab’ ich eine Stellungnahme geschrieben. Es wurde von mir eine Stellungnahme eingeholt. […] Die war negativ. […] ich habe es nicht befürwortet. Aber es ist nie von mir ein Brief abgegangen.“447 Mayer-König dürfte das Gespräch an die Medien weitergegeben haben, weil Kraus den Antrag um ein Reisestipendium Mayer-Königs abgelehnt hatte, für das er aufgrund eines Vortrages im Österreichischen Kulturinstitut in New York auf Einladung von Fritz Cocron angesuchte hatte: „Aus sachlichen Gründen ist eine solche Vortragsreise nicht zu empfehlen.“448 Einer „Information für den Herrn Bundesminister“ lässt sich entnehmen: „Hingegen hat sich der Leiter der Kontaktstelle in außerordentlicher Deutlichkeit gegen die Durchführung einer solchen Vortragsreise ausgesprochen, wobei er auf Grund seiner eingehenden Kenntnis des bisherigen schmalen Werkes und des bisherigen kulturellen Wir- kens Herrn Mayer-Königs für Vorträge über die von ihm vorgeschlagenen The- men für inkompetent hält und feststellt, daß aus sachlichen Gründen eine solche Vortragsreise nicht zu empfehlen ist.“449 Über die Genehmigung der Reisekos- ten sollte nun der Bundesminister selbst entscheiden. Die Causa dürfte in der Folge bis vor die Bürotür von Bundeskanzler Bruno Kreisky gelangt sein, der Kraus schrieb, dass ihm dies „insoferne nicht ange- nehm“ sei, „als ich grundsätzlich Praktiken der von Ihnen relevierten [v. lat. ‚Relevieren‘, erleichtern, von einer Last befreien] Art ablehne und ich es daher mit unangenehmer Überraschung vermerkt habe, daß mein Büro mit solchen 446 Herbert Kuhner an Wolfgang Kraus, 26.  Oktober 1976, ÖGL-Archiv. 447 Aufzeichnung über ein privates Telefongespräch zwischen mir und Dr.  Wolfgang Kraus, Leiter der Kontaktstelle im Bundesministerium für Äußere Angelegenheiten, am Donnerstag, den 13.  Jänner 1976 um 14.10 Uhr, ÖGL-Archiv. 448 Wolfgang Kraus: Stellungnahme, 6.  Oktober 1975, Zl. 224.14.3.04/1-V-4-/75, ÖGL-Archiv. 449 Information für den Herrn Bundesminister, Wien, 6.  Oktober 1975, Zl. 224.14.3.04/1-V.4/75, ÖGL-Archiv. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 292 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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