Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Page - 312 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 312 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Image of the Page - 312 -

Image of the Page - 312 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Text of the Page - 312 -

Künstlerin bzw. dem Künstler eine Funktion als „Identifikationsfigur, Skandal- lieferant und Animator“67 zuwies. In diesen Jahren wuchs die Literaturförderung um zirka das Fünffache an, von 3,5 Millionen im Jahr 1970/71 auf 18,4 Millio- nen Schilling bis zum Jahr 1980. 1972 wurde ein Gesetz zur Förderung der Pub- lizistik verabschiedet, das zur Gründung von zahlreichen Zeitschriften- und Kleinverlagen führte, z. B. „Frischfleisch“ (1971), „Podium“ (1971), „Das Pult“ (1969), „Die Pestsäule“ (1972) von Reinhard Federmann. 1975 eröffnete Rein- hard Urbach, der seine Lehrjahre in der ÖGL geleistet hatte, das Kulturzentrum „Alte Schmiede“ in Wien, das ebenfalls literarische Lesungen veranstaltete. Die 1980er Jahre waren innenpolitisch bestimmt vom Ende der Alleinregie- rung der SPÖ unter Bruno Kreisky, dem Übergang zur kleinen Koalition zwi- schen SPÖ und FPÖ (1983 bis 1986) und der darauffolgenden großen Koalition von SPÖ und ÖVP sowie dem Einzug der Partei „Die Grünen“ ins Parlament. Des Weiteren determinierten die Bundespräsidentenwahl 1986, die Debatte über einen Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft sowie zahlreiche Skan- dale und Affären sowohl das politische, als auch das literarische Feld. Die res- taurative „Österreich-Ideologie“ der 1950er Jahre, wie Klaus Zeyringer festge- halten hat, wurde in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre zunehmend in Frage gestellt und die um Kontinuität bemühten Traditionslinien von einer engagier- ten Literatur attackiert, wobei sich sogar die „von der Repräsentationskultur propagierten Autoren und Autorinnen“ kritisch äußerten und dabei „freilich von ihrer Repräsentanz-Funktion auch profitierten“.68 Kraus geriet innerhalb der neuen politischen Konstellation der 1970er Jahre zunächst ins Hintertreffen, wie er Manès Sperber berichtete: „Freitag war ich bei Kulturminister [Fred] Sinowatz, der mir auch nicht gerade Sympathien ent- gegenbringt“, und konnte „bei so schweren Problemen (für westliche Verhält- nisse) im österreichischen Kulturleben nicht den Mund halten.“69 „Die Sozial- demokraten sind nach wie vor voller Misstrauen und vertragen, so Kraus, „keine leiseste Kritik, auch nicht hinter geschlossenen Türen. Wenn ich beden- ke, wie hart ich Bundeskanzler Klaus, Minister [Theodor] Piffl[-Perčević] und andere ÖVP-Spitzen in Gesprächen kritisiert habe, muß ich staunen.“70 Für Kraus änderte die Situation auch hinsichtlich seiner Beziehung zum Unterrichtsminis- 67 Michaela Judy: „Die Biene beißt, die Schlange sticht, Dies tue ich fürs Gleichgewicht“ (Andreas Okopenko) Literaturförderung der siebziger Jahre. In: Wolfgang Bandhauer, Jeff Bernard, Glo- ria Withalm (Hg.): Sozialdemokratie: Zeichen, Spuren, Bilder. Wien: Passagen 1993 (= Passa- gen Politik), S. 123–128, hier S. 124  f. 68 Klaus Zeyringer: Innerlichkeit und Öffentlichkeit. Österreichische Literatur der achtziger Jah- re. Tübingen: Francke 1992, S. 99. 69 Wolfgang Kraus an Manès Sperber, 3.  Februar 1974, NL WK. 70 Wolfgang Kraus an Manès Sperber, 3.  Februar 1974, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 312 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
back to the  book Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945"
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945