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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Kraus überlegte, wie man Österreichs Reputation im Ausland verbessern kön- ne, an dem „einige Zehntausend in wichtigen Positionen entscheidend“ mitge- wirkt hätten, „[ü]brigens sogar einige Schriftsteller – [Elias] Canetti, [Manès] Sperber, [Christine] Busta, nun stocke ich schon“, und monierte, dass die „meis- ten anderen“110 eher mit Österreich-Beschimpfungen aufgetreten seien. Seit Ende der 1970er Jahre und vor allem in den 1980er Jahren konstituierte sich, „während parallel dazu die generelle Unschuldsvermutung für die österreichische Kriegsge- sellschaft im Deutschen Reich in Frage gestellt wurde“111, eine zunehmend öster- reichkritische Literatur, die auch international reüssierte, z. B. im Falle von Peter Turrini und Elfriede Jelinek. Denn je stärker die Hegemonie im literarischen Feld von konservativen und restaurativen Kräften bestimmt wurde, desto heftiger oppo- nierten Autorinnen und Autoren in ihren Texten dagegen, wobei letztlich der „österreichische Solipsismus Erfolg und internationale Anerkennung“112 zeitigte. Auch wenn diese Konstellationen auf Österreich-Kritik aufbauten, gilt es dabei auch zu berücksichtigen, dass dieser „Trend“ ein „wirtschaftlich genützter“113 war. Kraus brachte im Zuge dieser „Image“-Kampagne dem Ministerialrat des Wissenschaftsministeriums Wilhelm Schlag „verschiedene Vorschläge“ und woll- te ein Projekt realisiert sehen, das er „schon zu [s]einer Zeit im Außenministe- rium“ nicht durchgebracht habe und das als Ausstellung konzipiert war, die den Titel „Österreichs Beitrag zur Entwicklung der Zivilisation“114 tragen sollte. Die- ses Projekt propagierte Kraus auch in seiner Glosse, die in der „Furche“ erschien, allerdings ohne damit einen nennenswerten Erfolg zu erzielen. In diesem Arti- kel betonte er, dass „uns in dieser Situation meiner Meinung nach am wirksams- ten die Kultur helfen kann“ und beklagte sich darüber, dass sein „seit fünfzehn Jahren vorgeschlagene[s] Projekt einer wissenschaftlich-technischen Ausstellung im Ausland, […] wo Ludwig Boltzmann, die Kaplan-Turbine, Siegmund [sic] Freud, Alfred Adler, Julius Wagner-Jauregg, Karl Landsteiner, Erwin Schrödin- ger, Wolfgang Pauli und deren Leistungen dargestellt wären“, auf taube Ohren stoße: „Es wird nicht überraschen, daß sich viele weltberühmte Persönlichkeiten jüdischer Herkunft darunter befinden. Sie waren Österreicher, und unsere Kul- tur (und die Welt) verdankt ihnen Entscheidendes. Wollen wir also unser Image verbessern oder nicht?“115 Ein weiterer Vorschlag, der dem Image-Verlust der Republik entgegenwirken sollte, war eine „Art ‚Weißbuch‘ […] über die wahre, unversehrte Geschichte 110 Ders.: Tagebuch, 15.  Mai 1987, NL WK. 111 Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2010. Innsbruck: Haymon 2011, S. 333. 112 Ebd., S. 334. 113 Zeyringer: Innerlichkeit und Öffentlichkeit, S. 102. 114 Wolfgang Kraus an Heinz Fischer, 14.  November 1986, ÖGL-Archiv. 115 Ders.: Die Kultur bringt’s. In: Die Furche, Nr. 29, 17.  Juli 1987. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Jenseits der Parteipolitik? 321
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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