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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Österreichs“, die, so Kraus, „historisch hart belegt und journalistisch bestens geschrieben“ sein sollte, und er erinnerte daran, dass Ernst Marboe ein „Öster- reichbuch“ geschrieben habe, das „umstritten, aber im Ansatz geschickt gewe- sen“ sei und „einst gewaltiges Aufsehen erregt“ habe, wobei „Stil und Zielrich- tung […] allerdings heute vollkommen anders sein“116 müssten. Kraus bezieht sich hier auf das 1948 von Ernst Marboe herausgegebene Österreich-Buch,117 das zwar als Werk über die Geschichte Österreichs angelegt war, diese jedoch unter mythologisierenden Vorzeichen behandelte. Das Werk löste „[h]arte Begrif- fe wie Land, Geschichte und Politik“ in „weiche wie Landschaft, Heimat und Kultur auf“.118 Darüber hinaus wollte Kraus zahlreiche „individuelle Einladungen“ an „aus- ländische[] Multiplikatoren“ nach Wien ergehen lassen, die „maßgeschneidert auf jeden Einzelnen“ ausgesprochen werden sollten, schlug eine „Sanierung aller jüdischen Friedhöfe in Österreich durch die Gemeinden, eventuell mit Hilfe der katholischen Jugend und anderer Organisationen“ vor, da hier viele Emigran- tinnen und Emigranten klagen würden, und befürwortete eine systematische „Verschickung von Zeithistorikern und politischen Journalisten der Spitzenklas- se, die in verschiedenen Ländern Vorträge über die Erste und Zweite Republik in Österreich“ halten sollten, wobei ein „mit entsprechendem Material“ begrün- detes „objektives Bild entworfen“ werden sollte.119 Seine kulturpolitischen Management-Fähigkeiten hatte Kraus sich im Zuge seiner Arbeit in der „Kulturkontaktstelle“ im Außenministerium erarbeitet, die in der Folge nur kurz zur Darstellung kommen kann, da sich etwaige Dokumen- te, die die „Kontaktstelle“ betreffen, sich in den Archiven des Außenministeri- ums nicht erhalten haben. Die Auslandskulturpropaganda, um die es Kraus zu tun war, berief sich stets auf ein unpolitisches Österreich-Bild bzw. war bemüht, die politische Vergangenheit des Landes zugunsten der herausragenden Kultur abzuschwächen. Eine Schieflage, die wohl den kulturpolitischen Prämissen einer kohärenten Darstellung der Zweiten Republik zuzuschreiben ist, denen der Funk- tionär Kraus hier unterworfen war. 116 Wolfgang Kraus: Beitrag zum Maßnahmenkatalog, NL WK. Kraus’ Vorschläge zum Maßnah- menkatalog liegen einem Brief an den Gesandten des Außenministeriums Dr.  Herbert Kröll vom 29.  September 1986 bei. 117 Vgl. Ernst Marboe: Das Österreich-Buch. Wien: Verlag d. Österr. Staatsdruckerei 1948. 118 Béla Rásky: Erinnern und Vergessen der Habsburger in Österreich und Ungarn nach 1918. In: Karl Müller, Hans Wagener (Hg.): Österreich 1918 und die Folgen. Geschichte, Literatur, The- ater und Film. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009 (= Literatur und Leben N. F. 76), S. 25–58, hier S. 44. 119 Kraus: Beitrag zum Maßnahmenkatalog, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 322 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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