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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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unschuldig war, hatte er sich doch in einem Interview mit dem ORF dahinge- hend geäußert, dass „‚zweitklassige Musiker‘“ in den österreichischen Kulturin- stituten im Ausland auftreten würden, woraufhin ihn der Musikkritiker Franz Endler in der „Presse“ kritisierte. Christian Kleinwächter, Ministerialrat im Unterrichtsministerium, meinte, es sei falsch, sich als „Literaturfachmann“ „auf das Gebiet der Musik“ zu wagen und kritisierte die dadurch vorgenommenen „Graduierungen von Musikern“.170 Kleinwächter riet Kraus, der „jetzt an einer Schaltstelle der Auslandskulturpolitik sitzt“, sich „künftig zunächst einmal ent- sprechend zu informieren, bevor er Äußerungen abgibt, die vielleicht […] miß- verstanden werden könnten.“171 Kraus sorgte auch mit einem eigentlich privat geschriebenen Brief unter den für Kultur zuständigen Beamten für Aufsehen, da er „seinen Briefpartnern ver- traulich mitgeteilt“ habe, dass „deren neuer oberster Chef“, Bielkas Nachfolger Willibald Pahr, für Musik „wenig über“ habe und „eine nach den Vorschlägen der Kontaktstelle gepflogene Förderung der Literatur im Ausland“172 bevorzuge. Kraus betonte in seinen Konzepten naturgemäß die Rolle der Literatur und forderte eine intensive Betreuung von Exilautorinnen und -autoren wie Erich Fried, Manès Sperber, Elias Canetti und Fritz Hochwälder. Dies wurde von Vertreterinnen und Vertretern der österreichischen Auslandskulturpolitik auch deshalb als problema- tisch empfunden, da diese nicht in Österreich leben würden, und ausländische Partnerinstitutionen der Kulturkontaktstelle gaben „deutlich zu erkennen“, dass „sie es vorzögen, in Österreich lebende Österreicher“173 zu präsentieren. Eine weitere Kontroverse entfachte sich anlässlich der geplanten Übersetzung des autobiografischen Romans Schöne Tage (1974) von Franz Innerhofer ins US-amerikanische, die jedoch wegen mangelnder Subvention scheiterte. Der New Yorker Verlag Urizen hatte um einen Druckkostenzuschuss angesucht, nach sechsmonatiger Wartezeit wurde dieser jedoch von der „Kontaktstelle“ abschlä- gig beschieden. Kraus argumentierte, für dieses Projekt seien keine Mittel vor- handen und die Förderungssumme zu hoch bemessen gewesen. Wolfgang Schaff- ler, Leiter des Residenz-Verlags, musste schließlich die Übersetzung selbst finanzieren, indem er auf Lizenzhonorare verzichtete: „‚Für die wirklich guten jungen Leute ist gar kein Geld da. Nur für die, die’s eh nicht mehr nötig haben.‘“174 Die Übersetzung erschien dann 1976 unter dem Titel Beautiful Days in der Über- setzung von Anselm Hollo bei Urizen Books. 170 Christian Kleinwächter: Österreichs auswärtige Kulturpolitik im Kreuzfeuer. In: Neue Musik- zeitung, Juni/Juli 1976. 171 Ebd. 172 f.e.: Kulturarbeit im Ausland. Kontaktstelle mag Musik nicht. In: Die Presse, 13.  Jänner 1977. 173 Ebd. 174 N.  N.: Arabesken des Lebens, S. 55. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 336 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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