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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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nur die Unkenntnis der theatermäßigen und literarischen Leistungen dieses auch noch sehr sympathischen Mannes, sondern überhaupt eine totale Fremdheit gegen- über dem kulturellen Leben. Nicht zu reden davon, daß wir in der Phase einer schweren Imagekrise nicht derart fuhrwerken sollen. Warum äußert sich Michael Graff in dieser Sache überhaupt? Graff ist Altschotte wie ich, also ärgere ich mich besonders und bin traurig. Auf solche Weise werden auch die konservativen Intel- lektuellen des Kulturlebens durch die ÖVP vor den Kopf stoßen.182 Die Organisation und Vorbereitung für die „Europalia“ lag im Spannungsfeld dieses „Kulturkampfes“, der mit dem veränderten politischen Selbstverständnis von Autorinnen und Autoren zusammenhing, die ob der unaufgearbeiteten Ver- gangenheit Österreichs in ihren literarischen und essayistischen Werken ein kri- tisches Bild der Zweiten Republik entwarfen. Die Politisierung des literarischen Feldes und seiner Akteurinnen und Akteure sollte sowohl hinsichtlich der Ein- ladungspolitik als auch des Programms, das Kraus realisiert sehen wollte, Wir- kung zeigen und für Kontroversen sorgen. Die „Europalia“, ein großangelegtes Kunstfestival, fand seit 1969 in Belgien im Zwei- bis Drei-Jahresrhythmus statt, wobei jeweils ein europäisches Land seine „ererbte und aktuelle Kultur in Manifestationen verschiedenster Art präsentier- te“.183 „Europalia“ ist eine Kombination aus den Worten „Europa“ und „Opalia“, eines altrömischen Festes zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Ops. Bei der Aus- richtung des Festivals waren Österreich Italien (1969), die Niederlande (1971), Großbritannien (1973), Frankreich (1975), die BRD (1977), Belgien (1980), Griechenland (1982) und Spanien (1985) vorausgegangen. Bereits im Juni 1984 hatte die österreichische Botschaft von Brüssel die Anfra- ge erhalten, ob Österreich geneigt wäre, die „Europalia“ 1987 zu gestalten. Die Konzipierung fiel in den Aufgabenbereich des Bundesministeriums für Auswär- tige Angelegenheiten, das jedoch im Vornherein festgestellt hatte, dass ein der- artiges Unterfangen nicht aus dem regulären Budget zu bestreiten sei, weshalb eine Sonderfinanzierung von den Ressortchefs des Bundesministeriums für Unterricht sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung vor- genommen wurde. Ein dahingehender Beschluss des Ministerrats wurde am 4.  Juni 1985 gefasst, der festhielt, dass die „Europalia“ die „einzigartige Chance“ Österreichs „zu einer kulturellen Selbstdarstellung in europäischen Dimensio- nen“ sei und das Land „damit seine Entschlossenheit, im Rahmen seiner Mög- lichkeiten an der Integration Europas mitzuarbeiten, sinnfällig unterstreichen“184 182 Ebd. 183 Europalia 87 – Österreich. Für Kuratoriumssitzung, 12.  November 1986, ÖGL-Archiv. 184 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 „Europalia 1988“ 339
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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