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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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dem sofort und erfolgreich erledigt.“212 Die Veranstalter hatten Elfriede Jelinek, Gerhard Roth, Michael Scharang und Peter Turrini ins Auge gefasst, Kraus ver- suchte politisches Gegengewicht in die Waagschale zu werfen, darunter Mitglie- der des österreichischen P.E.N.-Clubs wie György Sebestyén und Milo Dor, die jedoch von Brüssel aus „entweder überhaupt nicht realisiert, oder auf so unge- schickte Weise entriert“ wurden, dass „viele Absagen erfolgten“. Die politischen Motive von Moulaert bewertete Kraus als „offenbar sehr radikal“ und vereinbar- te ein Gespräch mit ihr, „bei dem ich noch auf einigen kompensativen Vorschlä- gen bestehen“ werde, denn mit „einem politisch einseitigen Programm“213 sei er nicht einverstanden. Franz Ceska bat er dabei um Unterstützung, denn „auf dem Gebiet der Literatur“ sei „jetzt noch sehr vieles“ zu machen,214 wenn er ihn dabei unterstütze. Der belgische Kulturjournalist Jean-Pierre Rondas monierte bei einer Sitzung im Mai 1987 noch, so lässt sich Kraus’ Tagebuch entnehmen, dass weder Gerhard Roth noch Elfriede Jelinek, die erst im Dezember 1986 den Heinrich- Böll-Preis entgegengenommen hatte, vorgeschlagen worden waren. Rondas hielt Kraus entgegen, „[m]an sei nicht ‚links‘“ und eben jene Autorinnen und Autoren, die im Ausland, etwa in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ oder der „Zeit“ wahrgenommen würden, fehlten auf der „Europalia“.215 Kraus’ Bemühungen, Österreich politisch möglichst kohärent zu präsentie- ren und den linken Autorinnen und Autoren keine allzu große Plattform zu bieten, waren in Belgien nicht von Erfolg gekrönt. Jean-Pierre Rondas hatte im Vorfeld bereits am 2.  September 1987 ein Interview mit Elfriede Jelinek „Wie schriift die bliifft: Elfriede Jelinek“ im belgischen Sender BRT-TV gesendet.216 Er war aber auch als Übersetzer von Ilse Aichingers Erzählung Notrufstation in Erscheinung getreten, die im November 1987 in der Zeitschrift „Muziek & Woord“ erschien.217 Es stellte sich heraus, dass Rondas, Kraus’ „Partner und Gegner in der Europalia – die Linksradikalen allein ([Peter] Turrini, [Micha- el] Scharang, Elfriede Jelinek, Gerhard Roth, [Marie-Thérèse] Kerschbaumer) als repräsentative österr[eichische]. Gegenwartsliteratur in einem TV-Film 212 Ders. an Franz Ceska, 30.  April 1987, ebd. 213 Ebd. 214 Ebd. 215 Ders.: Tagebuch, 22.  Mai 1987, NL WK. 216 Vgl. FWF-Projekt „Grazer Gruppe“. Bibliographie zur internationalen Rezeption Elfriede Jelineks. In: Daniela Bartens (Hg.): Elfriede Jelinek. Die internationale Rezeption. Graz, Wien: Droschl 1997 (= Dossier Extra), S. 300–348, hier S. 308. 217 Vgl. Lepold R. G. Decloedt: Literatur zu Gast. Die Rezeption deutschsprachiger Literatur im niederländischen Raum in den siebziger und achtziger Jahren. In: Ders. (Hg.): Rezeption, Inter- aktion und Integration. Niederländischsprachige und deutschsprachige Literatur im Kontext. Wien: Praesens 2004 (= Wiener Schriften zur niederländischen Sprache und Kultur 3), S. 65–84, hier S. 74. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 „Europalia 1988“ 345
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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