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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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geladen hätte: darunter befinden sich Inge Merkel, Peter Marginter, György Sebestyén, Matthias Mander, Hilde Spiel, Jutta (heute Julian) Schutting, Barba- ra Frischmuth, Milo Dor, Kurt Klinger, Hans Weigel sowie Alfred Kolleritsch, Franz Innerhofer und Wolfgang Bauer. Auch Anna Mitgutsch, Evelyn Schlag, H.  C. Artmann und Peter Handke fanden sich in Kraus’ Aufstellung. Festzuhalten bleibt aber, dass die Einladungspolitik nicht von Kraus allein bestimmt wurde. Er berichtete von einer „harten Sitzung“225 mit Herbert Krejci, dem Generalsekretär des Österreichischen Industrieellenverbandes, an der auch Franz Ceska, Helene Lamesch und Madou Moulaert teilnahmen. Nachdem die Industrieellenvereinigung zu den österreichischen Sponsoren der „Europalia“ gehörte, hatte sie hinsichtlich der Veranstaltungen und auch, wer das Land reprä- sentieren durfte, ein gewichtiges Wort mitzureden. Gerhard Roth, der verstärkt publizistisch in der „Zeit“ aktiv war und gegen die österreichischen kulturpoli- tischen Verhältnisse polemisierte, dürfte sich so als Kandidat für die „Europalia“ disqualifiziert haben. Roth hatte Krejci in der „Zeit“ kritisiert, weil in einem Artikel von Kurt Dieman,226 in der von der Industrieellenvereinigung herausge- gebenen Zeitschrift „Die Industrie“, jene österreichischen Schriftsteller, „die in den letzten Monaten Kritik an diesem Land geübt haben, mit der ‚geschickt auf- gezogenen nationalsozialistischen Tarnorganisation Bund Deutscher Schriftstel- ler Österreichs‘“ verglichen und die Autorinnen und Autoren aufgefordert hatte, „dem geistigen Hochverrat heute mehr Widerstand entgegenzusetzen als vor einem halben Jahrhundert.“227 Die österreichischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller würden, so Dieman, „im Ausland eine beispiellose Verleumdungs- kampagne gegen ihre Heimat, gegen das freigewählte Staatsoberhaupt und das ganze österreichische Volk“228 betreiben. Roth hatte, genauso wie viele andere Autorinnen und Autoren, im Zuge der Waldheim-Affäre auf politische Ereignisse und Konstellationen im eigenen Land zu reagieren begonnen, was in den österreichischen Medien zu Diffamierungen 225 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 22.  Mai 1987, NL WK. 226 Vgl. Kurt Dieman: Gott mit Dir, mein Österreich! In: Industrie. Offizielles Organ der Vereini- gung österreichischer Industrieller, 11.3.1987, S. 25. 227 Gerhard Roth: Der unhörbare Trauermarsch. In: Die Zeit, 8.  Mai 1987. Wiederabgedruckt in: Gerhard Roth: Das doppelköpfige Österreich. Essays, Polemiken, Interviews. Frankfurt/M.: Fischer 1995, S. 43–48. „Österreich will nur sein ‚Image‘ im Ausland verbessern und nicht wirk- lich seine geistespolitische Situation überprüfen. Während nach außen hin alles unternommen wird, das Ausland von einem freundlichen, gewinnenden Österreichbild zu überzeugen, machen in Österreich selbst die Medien Front gegen alle, die sich darüber kritisch geäußert haben, um sie zum Schweigen zu bringen oder mit Hilfe der Verleumdung zu ächten. Wer Nachdenklich- keit provozieren will, wird hierzulande als ‚Österreichbeschimpfer‘ bezeichnet.“ 228 Dieman: Gott mit Dir, mein Österreich! In: Industrie, 11.3.1987, S. 25. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 „Europalia 1988“ 347
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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