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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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führte.229 Während etwa in den 1970er und frühen 1980er Jahren zwischen Autoren wie Gerhard Roth oder Peter Turrini und der SPÖ eine „Politik der Umarmung“230 stattgefunden hatte, wurde diese nun durch ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber dem Staat abgelöst. Gegen den Umgang mit der eigenen Geschichte, wie dies exemplarisch im Zuge der Affäre Waldheim geschah, oppo- nierten zahlreiche Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Das von Milo Dor her- ausgegebene Buch Die Leiche im Keller. Dokumente des Widerstands gegen Dr.  Kurt Waldheim (1988) versammelte Beiträge von Schriftstellerinnen und Schriftstel- lern, die unterschiedlichen politischen Lagern zuzurechnen sind, das Spektrum reicht dabei von ‚links‘ bis hin zu ‚konservativ‘, darunter u. a. Erich Fried, Bar- bara Frischmuth, Peter Handke, Josef Haslinger, Peter Henisch, Elfriede Jelinek, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Peter Rosei, Gerhard Roth, Michael Scharang, Jutta (heute Julian) Schutting, György Sebestyén, Hilde Spiel, Peter Turrini und Hans Weigel.231 Hinsichtlich der österreichischen Avantgarde sah Kraus bereits etablierte Schrift- stellerinnen und Schriftsteller für Auftritte vor. Ernst Jandl und Friederike May- röcker sollten mit drei Musikern des Vienna Art Orchestra auftreten, ebenso wie „Gerhard Rühm (mit Klavier), Alfred Kolleritsch und H.  C. Artmann“, die „aus ihren Texten lesen“ könnten: „Beides zusammen könnte unter dem Titel ‚Österreichische Avantgarde heute‘ vorgestellt werden und entweder zwei Aben- de oder einen Nachmittag und Abend umfassen“.232 Mayröcker und Jandl bedank- ten sich zunächst noch für die „Vermittlung einer Teilnahme an der Europali- a“,233 Jandl sagte jedoch schlussendlich ab. Er begründete dies nicht mit politischen, sondern gesundheitlichen Ursachen, da er einen „hüfthohen Gipsverband“ am rechten Bein trage und „keineswegs sicher“ sei, ob „mein physischer und psy- chischer Zustand im Oktober dieses Jahres stabil genug sein wird, um mir die Reise nach Belgien und die aktive Teilnahme an der Europalia zu gestatten“.234 Mayröcker dagegen nahm an der Veranstaltung „Entretiens et Performances Wiener Avant-Garde“ neben dem Komponisten Otto  M. Zykan und dem fran- zösischen Germanisten Jacques Le Rider teil. Kraus erfuhr, dass die Brüsseler Programmkoordinatorin sowohl Wolfgang Bauer als auch Peter Turrini 45.000 Schilling für eine Zusage angeboten hatte, „eine Null zu viel“, meinte Kraus dazu und kritisierte, dass etwa in den Einla- 229 Vgl. Zeyringer: Innerlichkeit und Öffentlichkeit, S. 95. 230 Ebd. 231 Vgl. Ebd., S. 96. 232 Wolfgang Kraus an Madou Moulaert, 12.  Jänner 1987, ÖGL-Archiv. 233 Friederike Mayröcker an Wolfgang Kraus, 4.  März 1987, ÖGL-Archiv. 234 Ernst Jandl an Madou Moulaert, 24.  März 1987, ÖGL-Archiv. [Eine Kopie dieses Schreibens erging auch an Kraus]. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 348 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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