Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Page - 368 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 368 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Image of the Page - 368 -

Image of the Page - 368 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Text of the Page - 368 -

Die Durchführung und das Gelingen dieser Tagungen verdankte sich näm- lich zu einem hohen Anteil der Unterstützung von Mitgliedern des „Congress for Cultural Freedom“ (CCF),58 zu denen Kraus in einem Naheverhältnis stand. Der 1950 gegründet CCF trat als Gegengewicht zu den prosowjetischen „Frie- denskongressen“ auf, wandte sich gegen totalitäre Systeme jeder Art und war ein wirkungsmächtiges kulturpolitisches Instrument der Central Intelligence Agen- cy (CIA) während des Kalten Krieges. Die Teilnehmer des CCF rekrutierten sich hauptsächlich aus Renegatinnen und Renegaten, die sich seit dem Hitler-Sta- lin-Pakt von 1939 vom Kommunismus abgewandt hatten, kommunistischen und bürgerlichen Antifaschistinnen und Antifaschisten sowie Emigrantinnen und Emigranten aus den Ländern des realen Sozialismus in Osteuropa. Zwischen 1951 bis zu seinem Rücktritt 1967 war der aus einer Familie baltischer Juden stammende CIA-Agent Michael Josselson die Zentralfigur des Kongresses. Er stellte die Organisation und ihre Finanzen auf eine festere Grundlage und bestimmte die Direktiven. Josselson entwickelte ein Programm, das die europä- isch-amerikanische Hoch- und Elitenkultur förderte. Die monetären Zuschüsse des CCF verteilte er über verschiedene US-ameri- kanische Stiftungen wie z. B. die Ford Foundation, die als Tarnorganisationen fungierten, um den Fluss der Gelder für Dritte nicht nachvollziehbar zu machen. Gemeinsam mit dem Generalsekretär des CCF Nicolas Nabokov, einem Cousin des Schriftstellers Vladimir Nabokov, versuchte er den Einfluss der „harten Anti- 58 Zum „Kongress für kulturelle Freiheit“ vgl. Peter Coleman: The liberal Conspiracy. The Con- gress for Cultural Freedom and the Struggle for the Mind of Postwar Europe. New York, Lon- don: Macmillan 1989; Michael Hochgeschwender: Freiheit in der Offensive. Der Kongreß für kulturelle Freiheit und die Deutschen. München: Oldenburg 1998; Volker Berghahn: Transat- lantische Kulturkriege. Shepard Stone und die Ford-Stiftung und der europäische Antiameri- kanismus. München: Franz Steiner Verlag 2004 (= Transatlantische historische Studien 21); Frances Stonor Saunders: Wer die Zeche zahlt… Der CIA und die Kultur im Kalten Krieg. Ber- lin: Siedler 2001; Franziska Meyer: „Auch die Wahrheit bedarf der Propaganda“: Der Kongreß für kulturelle Freiheit und die Folgen. In: Eine Kulturmetropole wird geteilt. Literarisches Leben in Berlin (West) 1945 bis 1961. Hg. v. Berliner Kulturrat. Berlin: H. Heenemann GmbH & Co 2000, S. 33–48; Michael Rohrwasser: Vom Exil zum Kongreß für kulturelle Freiheit. Anmer- kungen zur Faszinationsgeschichte des Stalinismus. In: Sven Hanschuek, Therese Hörnigk, Christine Malende (Hg.): Schriftsteller als Intellektuelle. Politik und Literatur im Kalten Krieg. Tübingen: Niemeyer 2000 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 73), S. 137– 158. Für Österreich gibt es bislang keine Gesamtdarstellung der kulturpolitischen Aktivitäten des „Kongresses für kulturelle Freiheit“, ausführlich erforscht sind vor allem Friedrich Torbergs „FORVM“ sowie einige Akteure innerhalb des literarischen Feldes. Vgl. Herbert Tichy: Fried- rich Torberg. Ein Leben in Widersprüchen. Salzburg: Otto Müller 1995, S. 183–237; Anne-Ma- rie Corbin: „Das FORVM ist mein Kind“. Friedrich Torberg als Herausgeber einer publizisti- schen Speerspitze des Kalten Krieges. In: Marcel Atze, Marcus  G. Patka (Hg.): Die „Gefahren der Vielseitigkeit“. Friedrich Torberg 1908-1979. Wien: Holzhausen 2008 (= Wiener Persön- lichkeiten 6), S. 201–221. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 368 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
back to the  book Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945"
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945