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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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sion“ des FEC befördert, übernahm das gesamte Management sowie die Opera- tionen des Buchprogramms. Minden war vergleichender Literaturwissenschaft- ler und sprach fließend Englisch, Spanisch und Französisch. Sein „Buchprogramm“ wurde 1967 vom FEC abgelöst und vom US-Kongress finanziert und 1971 dem „International Advisory Council“ unterstellt.97 In einer Projektskizze hielt Minden fest, dass das geschriebene Wort seit jeher den Westen und den Osten Europas verbunden habe: „We select our books […] so as to attain maximum political impact with a minimum of provocation. Good literature, reference books, art books, science books, and textbooks keep our audience in touch with the intellectual and material achievements of the Free World, and have enough political substance to make them worth sending.“98 Der Kontakt zwischen Minden und der ÖGL lässt sich ab 1964 belegen. In einer Aktennotiz wurde der „Besuch von Mr.  Minden, US-Project, im Juli 1964“ festgehalten. Minden erklärte sich dazu bereit „alle Ausgaben für ausländische Bücher“ sowie für österreichische Literatur, wenn sie im weitesten Sinne „‚poli- tische Bedeutung‘“ hatte, wie z. B. Franz Kafka, Robert Musil und Hermann Broch, der ÖGL zu ersetzen. Schließlich übernahm Minden auch die Reisesti- pendien für bis zu fünf Schriftsteller „á 200  $“ aus Rumänien und erklärte sich bereit, das halbe Gehalt einer Angestellten, die nur für dieses Projekt eingesetzt würde, zu bezahlen. Bereits im Dezember 1965 berichtet Kraus, dass alles was wir an Büchern nach dem Osten schicken, von ausserordentlicher Wir- kung ist. Dadurch[,] dass wir die Sendungen an uns genau bekannte Personen, bezw. Institutionen richten[,] ist ein maximaler Effekt garantiert. Ich kann auf meinen ständigen Reisen nach dem Osten immer wieder feststellen, dass diese Buchsen- dungen in der geistigen Entwicklung von Schriftstellern, Germanisten und Thea- terleuten eine geradezu entscheidende Rolle spielen. Man kann überhaupt nicht ermessen, welchen Beitrag wir damit zu einer liberaleren Entwicklung leisten.99 Für Kraus’ Konzepte war monetäre Hilfestellung natürlich von unschätzbarem Wert: „[W]ir brauchen Geld, Geld, Geld und Kräfte, es sinnvoll anzuwenden. Wir müssen unbedingt Möglichkeiten für Stipendien nach Ost horten“.100 Kraus, dem es „weder an Ideen noch an Energie“ fehlte, verbrachte dennoch „oft schlaflo- se Nächte“, wie er sich in einem Brief an Minden äußerte, weil er nicht wusste, wie er „das Geld für unsere Pläne auftreiben“101 solle. Das Unterrichtsministeri- 97 Vgl. Reisch: Hot Books in the Cold War, S. 39  f. 98 Mailing Project: A Summary, July 1961. Zit. n. Reisch: Hot Books in the Cold War, S. 51. 99 Wolfgang Kraus an George Minden, 14.  Dezember 1965, ÖGL-Archiv 100 Ders. an Herbert Zand, 1966, NL HZ, Sign.: 1/B30/17. 101 Ders. an George Minden, 4.  Jänner 1966, ÖGL-Archiv. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 378 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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