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sion“ des FEC befördert, übernahm das gesamte Management sowie die Opera-
tionen des Buchprogramms. Minden war vergleichender Literaturwissenschaft-
ler und sprach fließend Englisch, Spanisch und Französisch. Sein „Buchprogramm“
wurde 1967 vom FEC abgelöst und vom US-Kongress finanziert und 1971 dem
„International Advisory Council“ unterstellt.97
In einer Projektskizze hielt Minden fest, dass das geschriebene Wort seit jeher
den Westen und den Osten Europas verbunden habe: „We select our books […]
so as to attain maximum political impact with a minimum of provocation. Good
literature, reference books, art books, science books, and textbooks keep our
audience in touch with the intellectual and material achievements of the Free
World, and have enough political substance to make them worth sending.“98
Der Kontakt zwischen Minden und der ÖGL lässt sich ab 1964 belegen. In
einer Aktennotiz wurde der „Besuch von Mr.
Minden, US-Project, im Juli 1964“
festgehalten. Minden erklärte sich dazu bereit „alle Ausgaben für ausländische
Bücher“ sowie für österreichische Literatur, wenn sie im weitesten Sinne „‚poli-
tische Bedeutung‘“ hatte, wie z. B. Franz Kafka, Robert Musil und Hermann
Broch, der ÖGL zu ersetzen. Schließlich übernahm Minden auch die Reisesti-
pendien für bis zu fünf Schriftsteller „á 200 $“ aus Rumänien und erklärte sich
bereit, das halbe Gehalt einer Angestellten, die nur für dieses Projekt eingesetzt
würde, zu bezahlen. Bereits im Dezember 1965 berichtet Kraus, dass
alles was wir an Büchern nach dem Osten schicken, von ausserordentlicher Wir-
kung ist. Dadurch[,] dass wir die Sendungen an uns genau bekannte Personen, bezw.
Institutionen richten[,] ist ein maximaler Effekt garantiert. Ich kann auf meinen
ständigen Reisen nach dem Osten immer wieder feststellen, dass diese Buchsen-
dungen in der geistigen Entwicklung von Schriftstellern, Germanisten und Thea-
terleuten eine geradezu entscheidende Rolle spielen. Man kann überhaupt nicht
ermessen, welchen Beitrag wir damit zu einer liberaleren Entwicklung leisten.99
Für Kraus’ Konzepte war monetäre Hilfestellung natürlich von unschätzbarem
Wert: „[W]ir brauchen Geld, Geld, Geld und Kräfte, es sinnvoll anzuwenden.
Wir müssen unbedingt Möglichkeiten für Stipendien nach Ost horten“.100 Kraus,
dem es „weder an Ideen noch an Energie“ fehlte, verbrachte dennoch „oft schlaflo-
se Nächte“, wie er sich in einem Brief an Minden äußerte, weil er nicht wusste,
wie er „das Geld für unsere Pläne auftreiben“101 solle. Das Unterrichtsministeri-
97 Vgl. Reisch: Hot Books in the Cold War, S. 39 f.
98 Mailing Project: A Summary, July 1961. Zit. n. Reisch: Hot Books in the Cold War, S. 51.
99 Wolfgang Kraus an George Minden, 14. Dezember 1965, ÖGL-Archiv
100 Ders. an Herbert Zand, 1966, NL HZ, Sign.: 1/B30/17.
101 Ders. an George Minden, 4. Jänner 1966, ÖGL-Archiv.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
378 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437