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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 196 -
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ren durch die ÖVP für kulturpolitische Zwecke instrumentalisiert wurde, steht in dieser Konzeption diesem rückwärtsgewandten kulturpolitischen Konzept gegenüber, was sich auch mit der politischen Dominanz der SPÖ ab 1970 erklä- ren lässt.7 Kraus warnt ausdrücklich vor Klischees und undifferenziertem Geschichtsbewusstsein, das die Vergangenheit glorifiziert. Auch der Aspekt der Organisation von Literatur soll in diesem Kapitel zur Darstellung gelangen. Dieser beinhaltet sowohl Kraus’ Arbeit im Europa-Verlag zwischen 1970 und 1975, die Mitbegründung der literarischen Zeitschrift „Die Rampe“ sowie seine Anregung zu verschiedenen, auch privat gestifteten, Lite- raturpreisen, für die er jahrzehntelang als Juror fungierte. Zuletzt sollen auch die „Kämpfe“ dargestellt werden, denen Kraus im Zuge der Ausdifferenzierung des literarischen Feldes verstärkt ausgesetzt war und die größtenteils eher in Polemiken und publizistische Fehden ausarteten, da seine Position im Feld der „Macht“ unbezwingbar war. Erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre war Kraus mit Einbußen seines symbolischen Kapitals konfrontiert. Diesen Konflik- ten wird auch deshalb Bedeutung beigemessen, da sie innerhalb des Feldes zum sozialen Wandel beitragen und Veränderungen unterstreichen.8 Kraus soll in diesem Kapitel als eine Konsekrations- und Legitimationsins- tanz des österreichischen Literaturbetriebes dargestellt sowie sein Netzwerk und dessen Wirkungszusammenhänge aufgezeigt werden, denn „dieses Netz enthält geradezu im Laborzustand“, wie Franz Schuh bemerkt hat, „ein Paradigma für die österreichische Literatursoziologie“.9 Der Begriff „Konsekration“ wird hier nach Bourdieu verwendet, der damit die gesellschaftlich-kulturelle „Weihung“ und „Anerkennung“ von kulturellen Produkten bezeichnet.10 4.1 Kraus als Literaturvermittler Der Begriff „Literaturvermittlung“ ist ein Kompositum, das sowohl Fragen nach der Implikation des Vermittelns, also den technischen Voraussetzungen dieser Tätigkeit, und nach Möglichkeiten der Präsentation impliziert.11 Es ist ein häu- fig gebrauchter, jedoch, wie Stefan Neuhaus hingewiesen hat, unscharfer Begriff, 7 Vgl. Laurence Cole: Der Habsburger-Mythos. In: Emil Brix, Ernst Bruckmüller, Hannes Stekel (Hg.): Memoria Austriae I. Menschen, Mythen, Zeiten. Wien: Verlag für Geschichte und Poli- tik 2004, S. 473–505, hier insbes. S.  484. 8 Vgl. Markus Schwingel: Analytik der Kämpfe. Macht und Herrschaft in der Soziologie Bour- dieus. Hamburg: Argument 1993 (= Argument-Sonderband N. F. 215), S. 13. 9 Franz Schuh: Literatur und Macht am Beispiel Österreichs der siebziger Jahre. In: Liebe, Macht und Heiterkeit. Essays. Klagenfurt: Ritter 1985, S. 175–202, hier S. 199. 10 Vgl. Bourdieu: Die Regeln der Kunst, S. 198–205. 11 Vgl. Stefan Neuhaus: Literaturvermittlung. Konstanz: UKV 2009 (= UTB 3285), S. 7. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 196 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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