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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ihnen, als es unbedingt für die Abwicklung unserer Kontakte notwendig ist.“133 In demselben Brief an Stone meinte Kraus, dass es für Stone „sehr viel schwe- rer“ sei, einen „nicht-offiziellen Schriftsteller aus […] der [Č]SSR nach Ameri- ka oder nach dem Westen zu bringen, als für den neutralen Staat Österreich“ und bot Stone an, „verschiedene Schriftsteller, Germanisten, Regisseure und Persönlichkeiten, die irgendwie mit der Literatur in Zusammenhang stehen, sozusagen in Ihrem Auftrag einzuladen, wobei natürlich Ihre Institution nicht aufscheinen dürfte“.134 Dass in „Wien Dinge möglich sind, die schon in Berlin nicht mehr möglich sind“135, zeigte sich auch im Jahr 1968, als nach dem russischen Einmarsch in der ČSSR etwa 200 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die nach Wien geflo- hen waren, an die Tür der ÖGL klopften. Kraus, dessen „Büro voller tschechi- scher Schriftsteller“ war, „denen ich helfe, so gut ich kann“136, berichtete Minden in einem Brief, dass trotz der Gespräche, die er mit Stone bezüglich der Flücht- linge geführt hatte, „nicht ein Groschen für diese Leute flüssig gemacht“ worden sei und die Hilfsmaßnahmen sich „nur aus österreichischen Quellen“ gespeist hätten. Kraus zeigte sich „über diese Entwicklung tief enttäuscht“ und fragte sich, „ob es einen politischen Wink von oben gegeben hat, der zu einem so tota- len Kurswechsel“137 geführt habe. 1970 kam Kraus in einem Brief an Sperber zu dem Schluss, dass Österreich für die Ost-West-Begegnung „nicht mehr wichtig [sei], andere Länder (Frank- reich, die Bundesrepublik) haben uns überholt, wenn auch, meiner Ansicht nach, oft mit blindem Eifer“.138 Auch in seinen privaten Aufzeichnungen gedachte Kraus noch einmal wehmütig dieser Zeit seiner größten Erfolge: „Wie weit liegt die erfolgreiche Zeit der großen Ost-West-Kongresse zurück! Damals dachte ich, es würde so weitergehen, eher noch höher hinauf“.139 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten Eine weitere Aufgabe der ÖGL war, mit ideologisch aufgeschlossenen Autorin- nen und Autoren aus dem größeren Bereich der ehemaligen Donaumonarchie in Verbindung zu treten (vgl. Kapitel 3.7). Die ausgesprochenen Einladungen an Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie Wissenschaftlerinnen und Wissen- 133 Wolfgang Kraus an Shepard Stone, 13.  Dezember 1965, ÖGL-Archiv. 134 Ebd. 135 Ebd. 136 Ders. an Heinrich Böll, 16.  September 1968, ÖGL-Archiv. 137 Wolfgang Kraus an George Minden, 15.  Jänner 1969, ÖGL-Archiv. 138 Ders. an Manès Sperber, 28.  Dezember 1970, NL WK. 139 Ders.: Tagebuch, 29.  März 1972, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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