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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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4.5 Resümee Die in diesem Kapitel dargestellten vielfältigen Felder innerhalb des österreichi- schen Literaturbetriebes, an denen Wolfgang Kraus partizipierte, zeigen ihn als einen zentralen Akteur. Dass er aus unterschiedlichen, aber miteinander in Zusammenhang stehenden Feldern wie Literaturkritiker, Verlagsarbeiter, Zeit- schriften-Herausgab, Förderung mittels staatlicher und privater Strukturen sowie als Juror von zahlreichen Literaturpreisen agierte, signalisiert die Parallelität und Omnipräsenz seiner literaturvermittelnden Praxis und markiert darüber hinaus durch seine stetige Akkumulation mannigfaltiger Funktionen seine Position innerhalb des Feldes der Macht. Über einen längeren Zeitraum kamen diejenigen österreichischen Autorin- nen und Autoren, die in das Feld eintreten wollten, kaum an der von Kraus gesetzten Doxa – im Sinne Pierre Bourdieus, der damit die Basis der Spielregeln innerhalb eines spezifischen Feldes bezeichnet –, vorbei, weshalb sich Zeitge- nossinnen und Zeitgenossen darin bestätigt fanden, dass er „eine außenpolitisch liberale, nach innen aber reaktionäre Politik verfocht“.455 Hinsichtlich Kraus’ Biographie, die natürlich als Konstruktion „nur den End- punkt der wissenschaftlichen Untersuchung“ darstellt, ist zu bemerken, dass sich seine Laufbahn im literarischen Feld als „Serie nacheinander“ vollzog, insofern als hier „von demselben Akteur […] in verschiedenen Räumen nacheinander bezogene Positionen“ besetzt wurden, wodurch er über vielfältige Kapitalsorten im Feld verfügte, die sowohl ökonomisches und symbolisches, aber auch „spe- zifisch zur Konsekration dienendes Kapital“ umfassten.456 Wie gezeigt werden konnte, kam es mit der Ausdifferenzierung des literari- schen Feldes in Österreich zu „Kämpfen“, wobei die Struktur des Feldes dabei stets „den Stand der Machtverhältnisse zwischen den am Kampf beteiligten Akteuren oder Institutionen“457 wiedergibt. Diese Auseinandersetzungen konn- te Kraus jedoch unbeschadet überstehen, da seine Kapitalsorten zu zahlreich waren, um seine Position zu gefährden. Er konnte, gestützt auf seine umfassen- den Verbindungen, die Akteure und Institutionen des Literaturbetriebs, staatli- che Stellen sowie vereinzelt Politiker und hohe Beamte umfasste, seine „Spiel- regeln“ durchsetzen. 455 Thomas Rothschild: Österreichische Literatur. In: Klaus Briegleb, Sigrid Weigel (Hg.): Hanser Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16.  Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bd. 12: Gegen- wartsliteratur seit 1968. München: dtv 1992, S. 676. 456 Bourdieu: Die Regeln der Kunst, S. 409  f. [Kursivierung im Original.] 457 Pierre Bourdieu: Soziologische Fragen. Aus d. Frz. v. Hella Beister u. Bernd Schwibs Frank- furt/M.: Suhrkamp 2001 (= es 1872), S. 108. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 294 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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