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sentation des von ihr lancierten Kanons nach Innen und Außen betraf. Verstärkt
wurde dies durch die Veranstaltung öffentlichkeitswirksamer Diskussionen, der
Propagierung bestimmter österreichischer Autorinnen und Autoren im Ausland
durch Symposien, die klare kulturpolitische Ziele erkennen lassen. Die Tätig-
keiten der ÖGL an zwei kulturpolitischen Fronten umfassten neben den regu-
lären Lesungen und Veranstaltungen im Inland auch Initiativen und Synergien
mit regionalen Institutionen wie dem Österreichischen Buchhändlerverband
und dem P.E.N.-Club sowie überregionalen Einrichtungen wie den Österreichi-
schen Kulturinstituten im Ausland sowie die Zusammenarbeit mit literaturbe-
trieblich gut vernetzten Akteurinnen und Akteuren. Auch bei der Errichtung
von literarischen Erinnerungsorten war die ÖGL aktiv. Hinsichtlich der medi-
alen Darstellung und Distribution der österreichischen Literatur sollte sich vor
allem ein Kommunikationsträger als nützliches Instrument und Multiplikator
erweisen, dem der nächste Abschnitt gewidmet wird.
3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“
An dieser Stelle erfolgt eine Darstellung der Zeitschrift „Wort in der Zeit“, die
zwar bereits grundlegend erforscht,220 jedoch nicht in allen ihren Aspekten
erschöpfend behandelt wurde. Es sollen in der Folge die enge Beziehung zur
ÖGL und daran anschließend einige kulturpolitische Akzente herausgearbeitet
werden.
„Wort in der Zeit“ war 1955, im Jahr des Staatsvertrags unter der Patronanz
von Unterrichtsminister Heinrich Drimmel gegründet worden. Von ihrem offi-
ziösen Charakter ist in der Sekundärliteratur meist kritisch die Rede. Sie wurde
von Rudolf Henz, einem der führenden Kulturfunktionäre schon im Ständestaat,
herausgegeben und nach einem seiner Gedichtbände von 1945 benannt. Die
Zeitschrift diente der Stärkung des österreichischen Nationalbewusstseins hin-
sichtlich des eigenen kulturellen Erbes und der neugewonnenen Souveränität,
die mit dem Staatsvertrag von 1955 einherging. Von Anfang an stand auch die
Promotion der österreichischen Literatur im Vordergrund. Der Literaturkritiker
220 Vgl. Hackl: Kein Bollwerk der alten Garde, keine Experimentierbude; ders.: Die Zeitschrift als
Seismograph. Der Streit um die moderne Literatur in der österreichischen Literaturzeitschrift
„Wort in der Zeit“. In: Ders., Kurt Krolop (Hg.): Wortverbunden – zeitbedingt. Perspektiven
der Zeitschriftenforschung. Innsbruck, Wien, Bozen: Studien-Verlag 2001, S. 273–286; ders.:
Kollegial bis zur Selbstverleugnung. Gerhard Fritsch als Redakteur und Herausgeber von Lite-
raturzeitschriften. In: Stefan Alker, Andreas Brandtner (Hg.): Gerhard Fritsch. Schriftsteller in
Österreich. Wien: Sonderzahl 2005, S. 205–224; Stefan Alker: Das Andere nicht zu kurz kom-
men lassen. Werk und Wirken von Gerhard Fritsch. Wien: Braumüller 2007 (= Wiener Arbei-
ten zur Literatur 23), S. 118–124.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
142 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437