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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 193 -
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4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR Wolfgang Kraus war innerhalb des österreichischen Literaturbetriebes das, was man als Literaturmanager und Literaturbetriebsfunktionär bezeichnen kann, wobei er zahlreiche Felder besetzte, die neben der Literaturkritik in diversen Medien auch die Propagierung und Distribution von Literatur sowie Preisver- gaben miteinschlossen. Eine Tagebucheintragung seiner Geschäftigkeit im Zei- chen des Literaturbetriebs gibt darüber bezeichnenden Aufschluss: „Ganzer Vormittag mit Korrespondenz und Telefonieren zu Hause, das Management reißt nicht ab. Die Vortragstermine, die Redigierung der Vortragsmanuskripte, Tele- fonate mit Rundfunk, Juroren, A[ußen]A[mt], Lit[eratur]gesellschaft, ein volles Pensum von ¾  8  Uhr bis ½  1  Uhr, dann Zahnarzt, […] Donauland-Jury. Am Abend werde ich halbtot sein.“1 Dieses „Management“ hatte er von der Pike auf gelernt, zunächst beim Paul-Zsolnay-Verlag in den 1950er Jahren und später als freier Literaturkritiker, der für nationale und internationale Zeitungen und Zeitschriften Beiträge ver- fasste. Kraus wusste stets eine Position im Literaturbetrieb mit einer anderen zu verbinden und ging dabei komplementär vor. So konnte während der 1970er Jah- re ein in die Österreichische Gesellschaft für Literatur eingeladener Gast, Auto- rin bzw. Autor des Europa-Verlags sein, die bzw. der noch an der TV-Sendung „Jour fixé“ teilnahm; des Weiteren verfügte Kraus als Juror über eminentes Mit- spracherecht bei verschiedenen österreichischen Literaturpreisen, die ebenfalls dazu beitrugen, einer Autorin bzw. einem Autor die nötige Öffentlichkeit zu ver- schaffen. Kraus achtete stets darauf, dass er alle Register der Publicity zog, die sich bei der Propagierung einer Autorin bzw. eines Autors boten und es ist nach- vollziehbar, dass dieser hegemoniale Zustand im literarischen Feld nicht kritiklos hingenommen wurde, vor allem, wenn Personen aus den Kraus’schen Förde- rungskategorien z. B. aus literaturästhetischen oder ideologischen Gründen – manchmal auch aufgrund privater Animositäten –, ausgeschlossen blieben. Mit Pierre Bourdieu ließe sich postulieren, dass Kraus über verschiedene Kapitalsorten verfügte, die ihn in den Stand setzten „dominierende Positionen in den unterschiedlichsten Feldern (insbesondere dem ökonomischen und kul- turellen) zu besetzen“,2 wodurch es ihm gelang, eine zentrale Position im litera- 1 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 19.  Mai 1981. Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbib- liothek, Wien, ÖLA 63/97, Nachlass Wolfgang Kraus [im Folgenden als NL WK zitiert]. 2 Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Aus dem Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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