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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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turfunktionären des Ständestaates und des Dritten Reiches reüssiert hatten, ist – so Klaus Amann –, „symptomatisch für das geistige Klima der Nachkriegszeit und ein Beleg für das zeit- und regimeüberdauernde Wirken bestimmter Lob- bies im kulturellen Bereich“.102 Thomas Bernhard, der 1968 nur den „kleinen“ österreichischen Staatspreis erhielt, mokierte sich dabei über die vorangegange- nen Preisträger: „Wenn mich die Leute fragten, wer denn diesen sogenannten Großen Staatspreis schon bekommen habe, sagte ich jedesmal, lauter Arschlö- cher und wenn sie mich fragten, wie denn diese Arschlöcher hießen, so nannte ich ihnen eine Reihe von Arschlöchern, die ihnen alle unbekannt waren, nur mir waren diese Arschlöcher bekannt.“103 Nennenswerte Auszeichnungen an politisch Unverdächtige gingen u. a. an Franz Theodor Csokor (Staatspreis für österreichischer Literatur 1955, Preis der Stadt Wien 1953), dagegen wurde der Preis der Stadt Wien erst postum 1958 an den aus dem englischen Exil zurückgekehrten Theodor Kramer verliehen. Dies zeigt, dass die österreichischen Literaturpreise unmittelbar nach dem Krieg nicht als Instrument der Wiedergutmachung oder als Anreiz dazu verwendet wurden, die exilierten und vertriebenen Autorinnen und Autoren wieder heim- zuholen. Auch hinsichtlich der Förderung durch Preisvergaben wurde der österreichi- sche literarische Nachwuchs vernachlässigt, es setzte sich in der Praxis eine Kon- tinuität zum Ständestaat fort.104 Denn in den Genuss staatlicher Unterstützung in Form von Literaturpreisen und Subventionen kamen fast nur Mitglieder des P.E.N., die „ja auch von den offiziellen Stellen als einzige Ansprechpartner und Vertreter österreichischer Literatur – somit als Jury-Mitglieder, Gutachter etc. – gesehen wurden.“105 Noch bis in die 1960er Jahre bildeten diese staatlichen Preisvergaben das überwiegende Medium der staatlichen Förderung. Auch Ver- lage stifteten Preise, z. B. vergab Kremayr und Scheriau einen Romanpreis in der Höhe von 10.000 Schilling an Franz Karl Franchy. 2.1.5 Private Initiativen Es gab auch private Initiativen zur Förderung einer jungen Literatur und zur Etablierung eines Literaturbetriebs, die von öffentlicher Subvention oder einem 102 Klaus Amann: Men for all Seasons. Österreichische Literaturpreisträger der fünfziger Jahre. In: Ders.: Die Dichter und die Politik, S. 219–222, hier S. 219. 103 Thomas Bernhard: Meine Preise. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2009, S. 71. 104 Vgl. Friedbert Aspetsberger: Literarisches Leben im Austrofaschismus. Der Staatspreis. König- stein/Ts.: Hain 1980 (= Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur 2). 105 Klaus Zeyringer: Österreichische Literatur seit 1945. Überblicke, Einschnitte, Wegmarken. Innsbruck: Haymon 2001, S. 99. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 71
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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