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te „Literatur im März“. Von 1979 bis 1989 war er Direktor des „Theaters der
Jugend“. Zu seinen Forschungsschwerpunkten als Literatur- und Theaterwissen-
schaftler zählen u. a. das Werk Arthur Schnitzlers, dessen Tagebücher er mithe-
rausgab, und Ferdinand Raimund.
Ein weiterer „inoffizieller“ Mitarbeiter war Hans Weigel, der die „Patronanz“
der Gesellschaft übernahm. Ohne dass dies öffentlich bekannt war, saß er als
„eines der wenigen unbedingt notwendigen Mitglieder im Verein“,38 der die ÖGL
konstituierte. Kraus, der sich rückblickend erinnert, dass „Weigel […] viele ver-
schiedene Gesichter“ hatte: „Er war zu mir etwa nie witzig, vielleicht liegt das
an mir“,39 war Weigel sehr dankbar für „alles das, was Sie [...] immer wieder für
mich und die Literaturgesellschaft getan haben […]. Mir war Ihre Hilfe und Ihr
Mitdenken in vielen flauen Phasen eine wichtige Bestärkung und Ermutigung“.40
Weigel wurde zu seinem 60.
Geburtstag, die Feierlichkeiten fanden in der ÖGL
statt, zum Konsulenten ernannt. Kraus überreichte ihm „den Schlüssel zum
Generalschloß der Gesellschaftsräume. Der trägt sich zwar nicht schwer, aber
er wiegt einiges, dokumentiert er doch die ‚Fusionierung‘ zweier Institutionen“,41
wie ein Berichterstatter festhielt.
3.1.2 Staatliche Subvention
Über die Summen der Förderung, welche die ÖGL in den ersten Jahren bis 1970
erhielt, ist nur wenig Material vorhanden. Die Gesellschaft dürfte aber zu Beginn
ihres Bestehens immer wieder mit Geldproblemen gekämpft haben. So erklärt
Kraus Gerhard Zerling, dem Leiter des Stiasny-Verlags, dass das „Budget durch
die Renovierung im Palais Wilczek aufs äusserste angespannt“42 sei. Wie Kraus
Heimito von Doderer schilderte, brachte der zunehmende Erfolg der ÖGL nach
den ersten vier Jahren ihres Bestehens im
Gegensatz zu einem kommerziellen Unternehmen […] keine Einnahmen, sondern
wir müssen ihn teuer bezahlen, und je größer der Erfolg, umso größer die Ausga-
38 Hans Haider: Kraus und Klaus. Die Literaturgesellschaft jubiliert. In: Die Presse, 4.
Dezember
1991.
39 Wolfgang Kraus: Glück für andere. In: Elke Vujica (Hg.): Im Dialog mit Hans Weigel. Graz,
Wien, Köln: Styria 1998, S. 139.
40 Wolfgang Kraus an Hans Weigel, 25. Mai 1983, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriften-
sammlung, Nachlass Hans Weigel, ZPH 847, Archivbox 18 [im Folgenden als NL HW zitiert].
41 Dr. Jürg: Schlüsselbewahrer. In: Volksblatt, 31. Mai 1968.
42 Wolfgang Kraus an Gerhard Zerling, 16. Oktober 1961, Archiv der Österreichischen Gesell-
schaft für Literatur, Wien [im Folgenden als ÖGL-Archiv zitiert].
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
92 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437