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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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gesellschaft befallen habe, nämlich dem „Wohlstand“, der die Kultur in den Abgrund riss: Wie kommt man aus diesem sterilen Gedeihen, diesem kulturtötenden Wohlstand heraus, ohne den Wohlstand zu vernichten? Fallen wir einer Verschweizerung anheim, vielleicht mit gemütvoller Heurigenvariante? All das ließe sich vom Staat her, jawohl, von oben her leicht ändern: Redaktionsstellen in Zeitschriften für Autoren und Literaten, Steuerbegünstigung für Literaturverlage, Wohnungen für Autoren, bessere Honorare im Rundfunk, ein vernünftiges Fernsehen – aber unse- re liberalen und konservativen Provinzler verstehen das nicht, die Regierung will es nicht, den Bürger interessiert es nicht, also versumpern wir weiter.43 Kraus sah das kulturpolitische System der Förderung, das den Schriftstellerin- nen und Schriftstellern zugutekommen sollte, durch die an den Schaltstellen sitzenden Bürokraten bedroht, die darüber entschieden, was förderungswürdig war und was nicht, sowie die Gesellschaft selbst, der er Interesselosigkeit hin- sichtlich kultureller Belange vorwarf: „So wird die Freiheit der Künstler eine willkommene Ausrede für die Interesselosigkeit und Bequemlichkeit der Staats- beamten.“44 Neben der expliziten Kritik der Fachfremdheit der „Staatsbeamten“ gegenüber kulturellen Sachverhalten ist es Kraus hier auch implizit um eine intermittierende Instanz zwischen Staat und künstlerischen Persönlichkeiten zu tun, wobei er selbst in dieser Rolle auftrat. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? In der Folge soll nun Kraus’ Position zwischen literarischem und politischem Feld dargestellt und den (literatur-)historischen und kulturpolitischen Entwick- lungen gegenüberstellt werden. Anlässlich der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Publizistik am 27.  Jänner 1984 an Kraus, wies der damalige Unterrichtsminister Helmut Zilk in seiner Laudatio darauf hin, dass Leben und Arbeit des Preisträgers „letztlich, ausschließlich“ Österreich zum Inhalt hätten: „Sie sehen’s aus der österreichischen Sicht. Sie sehen’s als Österreicher.“45 Sicher nicht durch Zufall hat der US-amerikanische Historiker William  H. Johnston neben u. a. Viktor Suchy und Friedrich Heer sein Werk Der österrei- chische Mensch. Kulturgeschichte der Eigenart Österreichs auch Wolfgang Kraus 43 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 21.  August 1977, NL WK. 44 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 17.  Februar 1984, NL WK. 45 Mittagsjournal, 27.  Jänner 1984. Österreichische Mediathek. URL: https://www.mediathek.at/ atom/0A4E1CDB-0E2-0001E-00000BA0-0A4D7CE5 [zuletzt aufgerufen am 15.1.2020]. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Jenseits der Parteipolitik? 307
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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