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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Henz hat dem österreichischen Literaturbetrieb dann auch in seinem Roman Der Kartonismus (1965) ein satirisches Denkmal gesetzt, in dem er mit den „unterschiedlichsten Feinden des konservativen Kunstsinns abrechnete“57 und in dem die aus der Ersten in die Zweite Republik weitergetragene Antimoderne ihren Höhepunkt erreicht und ihr Ende findet. Im Sinne Bourdieus hat sich also durchaus eine „Ausdifferenzierung“ des literarischen Feldes in den ersten Jah- ren, in denen die ÖGL ihre Wirkung entfaltete, vollzogen. Die „alte Garde“ ver- lor zunehmend an Geltung, was ihr „symbolisches Kapital“ betraf, was sich auch an folgender Eintragung ablesen lässt: „Da fällt das Ephemere ab, das Ausge- schriebene, der ganze Kultur- und Literaturbetrieb, dieses schrecklichste aller Dinge. Was der sagt, was der.“58 Auch Otto Basil, hinsichtlich ästhetischer Belange sicherlich liberaler als Henz und auch von seiner politischen Einstellung her eher linksgerichtet, als Heraus- geber des „PLAN“ bzw. als Kulturredakteur der Tageszeitung „Neues Österreich“, kann sich mit dieser neuen Institution des literarischen Lebens nicht wirklich anfreunden, wie er Matejka berichtet: „Auch die ‚Österreichische Gesellschaft für Literatur‘, das von den Schwarzen zur Zeit gestattete und kontrollierte Ventil für Ostkontakte, und deren Stammkundschaft sind für mich ein wahres Brechmittel – ich gehe nie dort hin, und sinnt mir das ‚N[eue] Ö[sterreich]‘ einmal eine Bespre- chung an, so werde ich sofort krank, bekomme Darmkatarrh oder Grippe.“59 Basil ist dann auch in der Anfangszeit der ÖGL nie dort aufgetreten, selbst zum Erscheinen seines ersten und einzigen Romans Wenn das der Führer wüß- te 1966 im Molden Verlag, der mit der ÖGL in gutem Kontakt stand, gab es kei- ne Buchpräsentation. Erst 1978 wird er auf einem von der ÖGL organisierten Georg-Trakl-Symposium einen Vortrag halten, hatte er doch 1965 eine maßgeb- liche Trakl-Monographie im Rowohlt-Verlag veröffentlicht.60 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL Wie aus dem Subventionsansuchen der ÖGL an das Bundesministerium für Unterricht hervorgeht, war das Bemerkenswerte am Konzept dieser Institution, 57 Haider: „Der Kartonismus“. In: Karner (Hg.): Österreich – 90 Jahre Republik, S. 421. 58 Rudolf Henz: Tagebuch, 30.  April 1962, NL RH. 59 Otto Basil an Viktor Matjeka, 3.  November 1966, Literaturarchiv der österreichischen Natio- nalbibliothek, Nachlass Otto Basil, ÖLA 52/97, 52/B1–52/B30. Für diesen Hinweis danke ich Desiree Hebenstreit! 60 Vgl. Otto Basil: Georg Trakl in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek/Hamburg: Rowohlt 1965 (= Rowohlts Monographien 106). Diese Monographie wurde zuletzt im Jahr 2010 neu aufgelegt. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 96 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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