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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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mehr als empört: „Ausgerechnet wegen der Ignorierung eines Emigranten greift man mich an! Sollte man nicht auch Canetti, Sperber, Esslin, Fried und Lind, Hochwälder und viele andere fragen? Außer Kuhner muß und wird es noch vie- le von mir enttäuschte Autoren in Österreich geben.“370 3.6 Forum der Jugend Das „Forum der Jugend“ war quasi die „Jugendschiene“ der ÖGL, die 1962 ein- geführt wurde, um „aufgeschlossenen jungen Menschen (16 bis 18  Jahre) einen lebendigen Kontakt“ mit der österreichischen Gegenwartsliteratur zu vermitteln. Das „Forum“, als Arbeitskreis gedacht, in dessen Rahmen bedeutende Werke zeitgenössischer Autorinnen und Autoren „in den Zusammenhängen der Lite- raturtradition Österreichs“ zur Analyse gestellt wurden, um österreichische Lite- raturgeschichte zu vermitteln und avancierte Formen der Textinterpretation zu erlernen. Dazu wurden durchaus auch berühmte Namen engagiert, um aus eige- nen Werken zu lesen und Einblick in die eigene literarische Werkstatt zu geben.371 Die „Leiter“ der ÖGL für die Jugend waren u. a. Gerhard Rindauer, Dozent für Germanistik an den Universitäten Glasgow und Cambridge, Rüdiger Engerth, aber vor allem Kurt Benesch und Gerhard Fritsch. Wie sich Helmuth  A. Nieder- le erinnert, lehrte Fritsch „uns Texte kritisch zu betrachten, keine Nachsicht zu üben, keine Vorbildung mitzunehmen, sondern den Text wie unter einem Elek- tronenmikroskop zu sehen; jede Kleinigkeit zu beachten, um den Aufbau der gesamten Struktur zu erkennen, setzte voraus, daß einem Text kein Mitleid ent- gegengebracht werden sollte.“372 Kraus’ Sohn Herbert berichtete ab 1962 jährlich über die Veranstaltungen des „Forums“ in der Zeitschrift „Neue Wege“ und bemerkte im ersten Rückblick, dass man anfangs mit einer „eher geringen Anzahl literarisch Interessierter“ rechnete, jedoch war spätestens bei der Diskussion über die Werke Franz Kafkas im selben Jahr der Saal überfüllt. 1972 würdigte Herbert Kraus das „Forum der Jugend“ und insbesondere die Veranstaltungen Fritschs in der Zeitschrift „Die Pestsäule“ und konstatierte, dass „wir ‚Jungen‘ in dieser einen Saison 1963/1964 […] mehr gelernt hätten, als in vielen Semestern Germanistik, selbst, wenn wir sie an deutschen Universitäten belegt hätten“.373 370 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 19. Jänner 1977, NL WK. 371 Vgl. Neue Wege 18 (November 1962). Zit. n. Jahresbericht der ÖGL, 11.  Jänner 1963, NL WK. 372 Helmuth  A. Niederle: Der Sprache auf der Spur. In: protokolle 24 (1989), H. 2, S. 59–62, hier S. 61. 373 Herbert Kraus: Die Sprache und die Jugend. Erinnerungen eines Seminarteilnehmers an Ger- hard Fritsch. In: Die Pestsäule 2 (1972), H. 3, S. 268. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 180 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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