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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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(1966) schrieb er in einem Brief an Sperber, dass der Slawist und Übersetzer Peter Urban ein „gewaltiges Pamphlet gegen mein Buch“ in „Literatur und Kri- tik“ publiziert habe: „Es strotzt vor Wichtigtuerei und kaum verhohlener kom- munistischer Aggression“.114 Mit dem ‚Aufbruch der Intellektuellen in West und Ost‘, denen Kraus das Buch widmete, verdeutlichte er eine gewisse Programma- tik, für die er eine breite internationale Rezeption und viel Lob erfuhr. Inhaltlich bezieht sich Kraus auf die Herkunft, Struktur sowie die Rolle der Intellektuellen in den Ost- und Weststaaten. Durch seine Kenntnis und Anschauung der Ost- länder und des jeweiligen verschiedenen geistigen Klimas versuchte Kraus eine Darstellung der phasenreichen Entwicklung der neuen intellektuellen Lage und konfrontierte die vorherrschenden Ideologien miteinander. Für den Rezensen- ten Friedrich Heer etwa stellte er das Buch die „Überwindung des Kalten Krie- ges im geistigen und spirituellen Raum Zentraleuropas“115 dar, und der Schwei- zer Philosoph und Politologe Arnold Künzli konstatierte, dass noch selten so „sachlich, so klug und so dialektisch [...] das Ost-West-Verhältnis in Europa selten dargestellt“116 worden sei. Für seine Definitionen erntete Kraus aber auch Kritik. Der bereits erwähnte Peter Urban warf ihm vor, er übernehme „geradezu unkritisch die Termini der Springer-Presse“ und „die einzelnen Kapitel könnten als Pamphlet einzeln in kultur-politisch engagierten Zeitschriften des Westens stehen“, würden jedoch kein „System“ ergeben. Urban störte sich an den von Kraus verwendeten Begrif- fen, da er vom „sowjetisch kontrollierten Osten“, vom „kommunistischen Ost- europa“ und „von Ländern, die von Moskau kontrolliert werden“117 schrieb. Auch in den „Österreichischen Ostheften“ wurden Kraus’ Thesen von Kurt Mar- ko angegriffen, der das Buch als „östlich inspiriert“ und „Selbstporträt westli- cher Unausgegorenheit“ bezeichnete. Gleichzeitig meinte Marko, der Essay sei ein „moralisch-aufrüstendes ‚Sing out Vienna‘“, und er apostrophiert die „blas- sen Abziehbildchen kommunistischer Chimären“, die Kraus ins Spiel brachte.118 In diesem Kontext sei auch eine Kontroverse aus den 1970er Jahren erwähnt. Kraus schrieb unter dem Titel „Die Normalität der Intellektuellen“ in „Der Tages- spiegel“, über die in der „Sowjetunion üblich gewordene Internierung oppositi- oneller Intellektueller in psychiatrische Kliniken“.119 Dies veranlasste den sow- 114 Ders. an Manès Sperber, 15.  April 1967, NL WK. 115 Friedrich Heer: Der fünfte Stand. Aufbruch der Intellektuellen. In: Wiesbadener Kurier, 17.  Dezember 1966, Nr. 293. 116 Arnold Künzli: Aufbruch der Intellektuellen. In: Tages-Anzeiger (Zürich), 16.  Dezember 1966. 117 Peter Urban: Zur Diskussion über „Der fünfte Stand“ von Wolfgang Kraus. In: Literatur und Kritik 2 (1967), H. 14, S. 246–252, hier S. 247. 118 Vgl. Kurt Marko: Ein fünfter Stand? In: Österreichische Osthefte 7 (1967), Nr. 9, S. 246–251. 119 Wolfgang Kraus: Die Normalität der Intellektuellen. In: Friedrich Hitzer (Hg.): Bundesrepub- lik Deutschland – Sowjetunion Offenheit gegen Offenheit. Meinungen – Kontroversen – Dia- Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 381
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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