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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Seit 1966 versuchte die ÖGL, Kopelew einzuladen, scheiterte jedoch. Erst nach dessen Ausbürgerung im Jahr 1981 nahm er an einer Veranstaltung teil. Wie Karl Schlögel bemerkt hat, gehörte zur Öffentlichkeit der geteilten Welt auch „die Unterbindung des freien Meinungsaustausches, des schlichten Wech- selns von Briefen“.148 Briefwechsel waren auf ein Netzwerk von Beziehungen, zu dem Persönlichkeiten des internationalen Journalismus und der Diplomatie, Botschaftsangehörige oder internationale Forschungsorganisationen zählten, angewiesen, die die dauerhafte Kommunikation ermöglichen mussten und bedurf- ten darüber hinaus einer besonderen Strategie. So sandte Kopelew etwa zwei Durchschläge von einem Brief, in dem er klagt, er vermisse seit langem „Nach- richten von Ihnen, sowie die sonst so großzügigen Bücherspenden“149, an Kraus in den Westen, einen über den Postweg und einen anderen inoffiziell; der hand- schriftliche Zusatz auf letzterem vermerkt: „Seit Monaten leide ich unter einer Post-Sperre, die ich nun doch bekämpfen will. Bitte lassen Sie mich wissen ob Sie d. 1. Durchschlag v. diesem Brief erhalten haben. Falls nicht, dann können sie es mir über Frau [Heddy] Pross-Werth[,] die zu mir eine direkte Verbindung hat, schreiben und dann werde ich offiziell protestieren können. Oder seien Sie bitte so lieb, und rufen Sie mich an […]“. Eine Anlaufstelle war die ÖGL auch nach der Niederschlagung des „Prager Früh- lings“ 1968, als zahlreiche tschechische Intellektuelle nach Österreich flüchteten. 1967 hatte die Krise des politischen Systems in der ČSSR ihren Gipfel erreicht, einzelne Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern sowie ganze Organisationen waren in der Reformbewegung lose verbunden, wobei vor allem „die Schrift- steller am IV.  Kongress ihrer Organisation (dem Verband tschechoslowakischer Schriftsteller) vom 27. bis 29.  Juni 1967“ im Mittelpunkt standen. Auf dem Kon- gress erklang aus dem Mund von Ludvík Vaculík, Ivan Klíma, Milan Kundera, Antonín Liehm, Václav Havel, Pavel Kohout und Karel Kosík explizit eine bisher beispiellose Kritik am Regime“.150 Der Schriftstellerkongress fand breites Echo innerhalb der tschechoslowaki- schen Gesellschaft und der KPČ und wirkte „als Katalysator für die weitere Ent- wicklung“, da es dem Regime nicht gelang, den öffentlichen Versuch einer Revol- te zu vereiteln: „Die unbesiegten Schriftsteller stellten das bisher tadellose System 148 Karl Schlögel: Ost-Westliche Kassiber. Vom langen Ende einer langen Nachkriegszeit. In: Els- beth Zylla (Hg.): Heinrich Böll – Lew Kopelew Briefwechsel. Göttingen: Steidl 2011, S. 9–34, hier S. 22  f. 149 Brief von Lew Kopelew an Wolfgang Kraus, 12.  September 1972, NL WK. 150 Jiří Hoppe: Die Aufhebung der Zensur. In: Stefan Karner [u. a.] (Hg.): Prager Frühling. Das internationale Krisenjahr 1968. Beiträge. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2008 (= Veröffent- lichungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung Sonderband 9), S. 115–132, hier S. 119. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 388 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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