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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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1. Images , Stereotype und Vorurteile 54 beziehungsweise um die Akzentuierung der positiven Seiten des fordistischen Produkti- onssystems bemühten.163 Trotz oder gerade wegen des großen Erfolges Amerikas nahm der Überfremdungsdis- kurs Anfang der Dreißigerjahre aber immer schrillere Töne an. Vor der respektlosen Ver- flachung des ( deutschen ) Kulturlebens durch „minderwertige Niggerkultur“ warnten nun nicht nur konservative bildungsbürgerliche „Gralshüter“, auch innerhalb der Sozialdemo- kratie sah man  – nicht zuletzt auch hinsichtlich des Erfolges der Hollywood-Filme  – ein wahres „Niagara von Unkultur“ hereinbrechen. Auch die österreichische Sozialdemokratie war in ihrem Verhältnis zu Amerika durch die Ambivalenz von Technikeuphorie und exotischer Bewunderung gegenüber der un- geheuren Urbanität amerikanischer Großstädte einerseits und der Verurteilung aller „Fäulniserscheinungen der hochkapitalistischen Welt“ sowie deren apostrophierter Kul- turlosigkeit andererseits bestimmt. In den Arbeiterschulen , in der Parteischule , der Ar- beiterhochschule und in den Arbeiterbüchereien wurden unter anderem auch amerika- nische Schriftsteller besprochen beziehungsweise vermittelt , deren Werke Bezüge zur sozialen Realität aufwiesen ( z. B. John Dos Passos , Upton Sinclair ),164 oder Vorträge über die „Weltmacht Amerikas“ gehalten.165 Hinsichtlich der Beurteilung der US-amerikani- schen Lebenswelt und Alltagskultur schloss sich aber der sozialdemokratische Kuckuck  – in Anknüpfung an auflagenstarke , sozialkritische Amerika-Bücher wie Egon Erwin Kischs „Paradies Amerika“ ( 1930 ) oder „Hotel Amerika“ ( 1903 ) der sozialistischen Schriftstellerin Maria Leitner  – dem kulturellen Denunzierungs-Diskurs gegenüber dem „American way of life“ nahtlos an : des Geistes. In : Stimmen der Zeit , 60. Jg., 1929 / 1930 , Heft 118 , 161–173. Beides zit. nach : Adelheid von Saldern , Überfremdungsängste. Gegen die Amerikanisierung der deutschen Kultur in den zwanziger Jah- ren , a. a. O., 232 bzw. 243. 163 Vor allem auf gewerkschaftlicher Seite. Vgl. Mary Nolan , The Infatuation with Fordism : Social Demo- cracy and Economic Rationalization in Weimar Germany. In : Wolfgang Maderthaner / Helmut Gruber , Chance and Illusion. Labor in Retreat , Wien 1988 , 165 f. 164 Upton Sinclairs Bücher wurden in den sozialdemokratischen Arbeiterbüchereien favorisiert. Siehe : Al- fred Pfoser , Literatur und Austromarxismus , Wien  – Kleinenzerdorf 1980 , 81 f. bzw. 156. Daneben er- freuten sich aber auch sozialistische Zukunftsvisionen , wie die des amerikanischen Schriftstellers Edward Bellamy in seinem Buch „Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887“, das mit einer Einleitung von Clara Zetkin versehen war , großen Zuspruchs. Vgl. ebd. 134. 165 Josef Weidenholzer , Austromarxismus und Massenkultur. Bildungs- und Kulturarbeit der SDAP in der Ersten Republik. In : Gerhard Botz / Hans Hautmann / Helmut Konrad / Josef Weidenholzer ( Hrsg. ), Be- wegung und Klasse. Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte. Mit einem Vorw. v. BM Hertha Firnberg , Wien  – München  – Zürich , 1978 , 492 ; weiters : Josef Weidenholzer , Auf dem Weg zum „Neuen Menschen“. Bildungs- und Kulturarbeit der österreichischen Sozialdemokratie in der Ersten Republik (= Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung ). Mit einem Vorw. v. Karl R. Stadler , Wien  – München  – Zürich 1981 , 116 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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