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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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75 Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlandsund Österreichs Deutschen ins Gegenteil. In den Negativzuschreibungen wurden jedoch  – insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg  – kaum explizit Unterschiede zu den „deutschen“ Österrei- chern gemacht und diese unter dem Begriff „Germans“ zunächst quasi subsumiert.266 Untersuchungen zum Österreich-Image in den Vereinigten Staaten verdeutlichen , trotz der stark negativen Auswirkungen der „Waldheim-Affäre“,267 dass Österreich aus Sicht gebildeter US-Amerikaner nach wie vor als „traditionelles Kulturland“ gilt  – ein Bild , das allerdings weitgehend von der „ ‚musikalischen‘ Tradition Österreichs determiniert ist.“268 Zu ersten , offen deutsch-feindlichen Protesten war es im Zusammenhang des Gewerk- schaftstreiks in Chicago 1886 gekommen , an dem radikal-anarchistische deutsche Immig- ranten führend beteiligt gewesen waren. Die ein Jahr danach gegründete „American Pro- tective Association“ verdammte bereits den „Germanism als eine der für die amerikanische Gesellschaftsordnung bedrohlichsten Ideologien“.269 Es war aber die auf aggressive Expansion zielende imperiale Machtpolitik des deut- schen Kaiserreichs , die schließlich zu einem tiefgreifenden und fundamentalen Wandel in der Wahrnehmung Deutschlands führte  – ein Wandel , der sich in der amerikanischen Öffentlichkeit zunehmend in Form antideutscher , germanophober Affekte niederschlug. Die Flotten-Aufrüstungspolitik unter dem 1898 zum preußischen Marineminister beru- fenen Admiral Tirpitz ( „Tirpitzplan“ ) sowie die brüskierenden , konfrontativ-militaristi- schen Äußerungen und Aktivitäten des deutschen Kaisers Wilhelm II., unter anderem im Zusammenhang des amerikanisch-spanischen Krieges 1898 ,270 mündeten in einen regel- rechten „Kalten Krieg“ zwischen den USA und Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg.271 Prügelszenen mit nachfolgendem Aufmarsch von Polizeibattalionen kam. Nicht zuletzt aufgrund dieser Beobachtungen formulierte der zutiefst irritierte Twain : „[ … ] diese Monarchie [ … ] sie widerspricht unserer Vorstellung darüber , wie ein Staat beschaffen sein sollte , um eine Existenzberechtigung zu haben [ … ]“. Zit. nach : Twain , Turbulente Tage in Österreich , a. a. O., 14. 266 Eine frühe und vergleichsweise seltene positive Gleichsetzung , die auch über die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs hinweg anhielt , findet sich in den Romanen sowie Notizen von Thomas Wolfe ( 1900–1938 ), für den Deutschland mit Österreich das „Gegenbild und Kontrastfolie zur kapitalistischen Gesellschaft mit ihren [ … ] künstlerischen Defiziten“ darstellte. Zacharasiewicz , Das Deutschlandbild in der ameri- kanischen Literatur , a. a. O., 184. In seinen Eindrücken von der Donaumetropole 1928 sprach Wolfe hier von einer im Vergleich zu Deutschland sogar größeren „urbanity and fine delicacy , charm and gaiety“. Elizabeth Nowell ( Ed. ), The Letters of Thomas Wolfe , New York 1956 , 127 f. Zit. nach : Zacharasiewicz , Das Deutschlandbild in der amerikanischen Literatur , a. a. O., 188. 267 Vgl. John Bunzl , American attitudes toward Austria and Austrian-German relations since 1945. In : David F. Good / Ruth Wodak ( Eds. ), From World War to Waldheim. Culture and Politics in Austria and the United States , New York  – Oxford 1999 , 25 f. 268 Winfried Kerschhaggl , Das Image Österreichs in den Vereinigten Staaten von Amerika. Eine explorative Studie über das Österreich Image ( USA , Jänner 1992 ), Dipl.-Arb., Univ. Wien 1992 , 139. 269 Mollin , Amerikanische Spiegelungen  – das Deutschlandbild in den USA , a. a. O., 83. 270 Im Juli 1898 löste das Aufeinandertreffen amerikanischer und deutscher Geschwader in der Bucht von Manila kurzfristig sogar panikartige Kriegsbedrohungszenarien in der US-Presse aus. Vgl. ebd., 96. 271 Ebd., 89 ff.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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