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„Our Country’s Call to Service“
Broadcasting System“ ( CBS ) als „Voice of America“ ( VOA ) auszustrahlen begann ,462 ar-
beiteten eine Reihe emigrierter Österreicher , die zum Teil bereits vorher als Mitarbeiter bei
den Kurzwellendiensten der großen US-Rundfunkanstalten tätig waren ,463 als Sprecher ,
Übersetzer oder Redakteure im Rahmen der US-Auslandspropaganda mit. Ab April 1942
wurde in der VOA auch eine feste Österreich-Sendeleiste installiert , die täglich in der
Länge von 5 bis 15 Minuten ausgestrahlt wurde. Diese Sendungen , an denen unter der ver-
antwortlichen Redaktion von Martin Fuchs464 unter anderen Robert Bauer ,465 Friedrich
462 Die US-Regierung hatte 1942 kurzerhand die Sendezeit aller 14 Kurzwellensender der Vereinigten Staaten
gekauft und plante darüber hinaus die Errichtung von weiteren 22 Sendern. Die Mitarbeiter für die Pro-
pagandasendungen waren jedoch Angestellte des OWI. Siehe : FLIS Press Release , Index-Nr. 5266-Ger-
man , 24. 12. 1942 [ DÖW E 19. 861 ]. Zit. nach : Peter Eppel , Österreichische Exilpolitik in den USA. In :
Österreicher im Exil USA , 1938–1945. Eine Dokumentation. Bd. 2. Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstands. Einleitung , Auswahl und Bearbeitung : Peter Eppel , Wien 1995 , 172.
463 So arbeiteten bspw. Ferdinand Bruckner und Ernst Waldinger beim deutschen Kurzwellensender der
NBC mit , John Albert , William S. Schlamm , Ernst Landau oder Werner Thormann bei der CBS , und Ro-
bert Bauer leitete die Deutschland-Redaktion beim Kurzwellensender WLWO , Radio Cincinnati / Ohio.
Siehe : Eppel , Österreichische Exilpolitik in den USA. In : Österreicher im Exil USA , 1938–1945. Eine
Dokumentation. Bd. 2 , a. a. O., 36 f.
464 Dr. Martin Fuchs ( 1903–1969 ), früherer Pressechef des österreichischen Außenministeriums sowie der
österreichischen Botschaft in Paris. Im Pariser Exil arbeitete er zunächst eng mit Otto Habsburg zu-
sammen , bevor er sich schließlich gegen diesen stellte. Nach dem Fall Frankreichs emigrierte Fuchs in
die USA und gründete dort eine „Jung-Konservative“ Gruppe , die im „Austrian National Committee“
vertreten war. In dem von Otto Habsburg verfassten Dossier wurden Fuchs tiefe Kenntnisse der franzö-
sischen Situation attestiert und sein Buch „Showdown in Vienna“ [ The death of Austria , New York 1939 ]
als „probably the best publication of the inside story of the collapse in Austria“ eingeschätzt. Siehe : Otto
Habsburg , Brief survey of the history of the Austrian organisations in the United States. OSS Foreign
Nationalities Branch , 14. April 1942 , 6. U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationalities Branch
Files 1942–1945. Indexes , Bethesda 1998 [ Mikrofiche-Bestand , Institut für Zeitgeschichte der Universi-
tät Wien , Bibliothek ] , INT–4AU–36. Der Nachlassbestand von Martin Fuchs , der 1947 nach Österreich
zurückkehrte und dann österreichischer Botschafter in Brüssel und Paris war , befindet sich am Institut für
Zeitgeschichte der Universität Wien.
465 Robert [ Albert ] Bauer ( 1910–2003 ), österreichischer Ökonom und Jurist ; ab 1934 war Bauer Mitglied
und Propaganda-Redner der „Vaterländischen Front“ ( VF ). Von 1933 bis 1937 arbeitete er als Rechts-
anwaltskonzipient , und von 1937 bis 1938 als Anwalt für die Österreichische Handels- und Gewerbe-
kammer. 1938 emigrierte er zunächst nach Prag. Über Zwischenstationen in Polen , Ungarn , Jugoslawien ,
Italien und der Schweiz gelangte er im April 1939 schließlich nach Frankreich , wo er sich als Mitglied
der „Ligue Autrichienne“ anschloss. Nach seiner Tätigkeit als Sendechef für den österreichischen Frei-
heitssender „Fécamp / Normandie“ floh er nach dem Fall Frankreichs 1940 schließlich über Portugal und
Kanada in die USA , wo er für eine private Radiosendeanstalt in Cincinnati zu arbeiten begann. 1942
begann Bauers Mitarbeit bei der „Voice of America“. 1944 übernahm er die „German Radio Section“ der
„American Broadcasting Station Europe“ ( ABSiE ) des OWI. Ab 1953 arbeitete er für die neugegründete
Propagandaabteilung „United States Information Agency“ ( USIA ) als Radiomanager. Seine anschlie-
ßende diplomatische Karriere als erster Sekretär für „Cultural Affairs“ brachte ihn nach Teheran , Paris ,
New Delhi und Kairo. Bauer lehrte zudem an verschiedenen amerikanischen Universitäten , so u. a. an der
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741