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2. „Education for Victory“
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former symbols and substitute new ones for them. Embark upon a vast campaign of education
to make clear to the people the evils of the old and the benefits of the new. A revolution must
be a break with tradition.”748
Mit prognostischem Blick auf die Situation unmittelbar nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges , wo es nach Brickner um die strategische Aufgabe ginge , eine „ ‚clear area‘ of
non-paranoid Germans within the German group“749 zu schaffen , fügte er hinzu : „The
best time to start would be the day after the collapse of the Nazi regime , for then German
minds and institutions , thrown into confusion by the discrediting of what had sustained
them , would be easily reoriented. At any rate , plans for the psychiatric campaign should be
prepared as far in advance as those for military occupation.“750
Trotz der letztendlich abgemilderten , durchaus auch auf innerdeutsche Kooperation
setzenden Überlegungen Brickners – immerhin ging der Psychiater davon aus , „that a
great many of Germans have little or nothing to do with the national paranoid trend“751
–
scheute er aber nicht davor zurück , die , freilich monströs-indiskutable , Exterminierung der
Deutschen tatsächlich auszusprechen :
“The bare idea of deliberate massacre of all Germans is , of course , intolerable , even in talk. [ … ]
The paranoid SS-trooper can sleep nights after planning and carrying out mass-slaugther of
defenseless
– not we.”752 [ Hervorhebung d. Verf. ]
Angesichts dieser , im Vergleich zu den pädagogisch-sozialwissenschaftlichen Rekultura-
lisierungs-Konzepten doch eher harschen Äußerungen , die politisch durch die von Präsi-
dent Roosevelt und seinen engen Beratern wie Henry Morgenthau lange Zeit vertretene
Kollektivschuldthese und die geplante harte Behandlung Deutschlands nach Kriegsen-
de verstärkt wurden , überrascht es nicht , dass vereinzelt auch innerhalb des „Educatio-
nal Reconstruction“-Diskurses Stimmen laut wurden , die einen „Erziehungskrieg“, einen
„educational battle“, befürchteten. So ging der emigrierte deutsche Rechtswissenschafter
Werner Peiser753 1944 bezüglich der künftigen „Reeducation“ der deutschen Jugend von
748 Brickner , Is Germany Incurable ? , a. a. O., 301 f.
749 Ebd., 308.
750 Ebd., 303.
751 Ebd.
752 Ebd., 298 f.
753 Werner Peiser ( geb. 1895 in Berlin ) studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und romanische
Philologie an der Universität Berlin. Er war bis 1931 im Preußischen Staatsministerium tätig , zuletzt als
Oberregierungsrat und stellvertretender Pressechef. Von 1931–1933 arbeitete er in besonderem Auftrag
am Preußischen historischen Institut in Rom. 1933 erfolgte seine Entlassung aus dem Staatsdienst. Peiser
ging ins Ausland , hielt zunächst von 1933–1938 Gastvorlesungen in Rom und Florenz und emigrierte
dann in die USA. 1939–1944 wirkte er als Ordinarius für romanische Sprachen an der Loyola Universität
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741