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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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301 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung zur Begutachtung vor , wobei sich allerdings die Hälfte der zu überprüfenden Professoren im Moment nicht in Wien aufhielten.1292 Hinsichtlich der personalen Erfordernisse des universitären Lehrbetriebes konstatierte der Bericht , der sich offensichtlich stark auf Material des Unterrichtsministeriums stützte , in über- aus pragmatischer Sicht , dass zu einem gegebenen späteren Zeitpunkt  – unter Anwendung des Kriteriums „wissenschaftlicher Qualifikationen“  – die Wiedereinstellung von NSDAP- Mitgliedern beziehungsweise Parteianwärtern , gegen die „keine besonderen Gründe“ sprä- chen , in Betracht zu ziehen sei. In Bezug auf die Frage nach einem „qualifizierten Ersatz“ für die suspendierten NS-Lehrkräfte seien diese  – so der US-Geheimbericht , der sich hier expli- zit auf die Aussage des Unterrichtsministeriums berief  – „available in sufficient numbers“1293 ; woher dieses „verfügbare“ wissenschaftliche Personal kommen sollte und , vor allem , wer damit konkret gemeint war , wurde an dieser Stelle allerdings nicht weiter ausgeführt. Eine detaillierte exemplarische Untersuchung zum Entnazifizierungsverlauf der  – nach Stand des Sommersemesters 1944  – 70 ordentlichen und planmäßig außerordentlichen Professoren an der philosophischen Fakultät der Universität Wien belegt , dass der Pro- zess der überwiegend formal-juristisch betriebenen Entnazifizierung sowie der oftmals nachfolgenden Amnestierung und Rehabilitierung im Bereich der Professorenschaft kei- neswegs zu einem Karrierebruch führte , sondern zu „einem erstaunlichen Ausmaß an Kontinuität“.1294 Zwei Drittel der entnazifizierten Professoren der philosophischen Fakul- tät ( 53 , das heißt 77 Prozent ) machten  – nach mehr oder minder kurzen Außerdienststel- lungen  – nach 1945 eine zweite Karriere : 18 davon allein an der Universität Wien ; lediglich 15 wurden ohne Ruhestandsbezüge entlassen.1295 Im Hinblick auf die Entnazifizierung der Dozenten , Assistenten und Lektoren kam der oben erwähnte US-Geheimbericht zur Ansicht , dass die bisher getroffenen Maßnahmen keineswegs als zufrieden stellend betrachtet werden könnten. Die Ursache dafür , so mut- maßte man wohl nicht ganz unzutreffend , liege entweder in der allgemeinen Nachsich- tigkeit oder in der Milde gegenüber jüngeren Universitätsangehörigen : „This may be due either the leniency on part of the authorities or that de-Nazification began with professors , and the program has not yet been carried with vigor to junior faculty members.“1296 1292 Auf Basis der bisherigen Erfahrungen würde sich dadurch , wie der Report an dieser Stelle mutmaßte , die Gesamtzahl der entlassenen Professoren wie folgt erhöhen : „Assuming that one out of three of those 90 cases were decided against the incumbent , the total number of professors dismissed would rise to 158 , 43 percent of the total number of professors.“ Ebd., 4. 1293 Ebd., 5. 1294 Pfefferle / Pfefferle , Glimpflich entnazifiziert , a. a. O., 107 f. 1295 Roman und Hans Pfefferle stützen sich in ihrer Analyse auf eine im Universitätsarchiv Wien aufgefun- dene , siebenseitige Liste ( Kurrentakten 777 , 1944 / 45 GZ–603 / 4 ), die einen Großteil der entnazifi- zierten Professoren enthält und Ende 1945 entstanden sein dürfte. Vgl. ebd., 107 f. 1296 Cecil W. Gray , USFA Office of the Political Advisor , Counselor of Mission , to the Secretary of State , a. a. O., 4.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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