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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 334 deroberkommission , in mehreren Fällen Erkenntnisse ausgesprochen , dass ein „verstorbener öffentlicher Bediensteter die Gewähr [ biete ] , dass er jederzeit rückhaltlos für die selbständige Republik Österreich eintreten werde. Offenbar hat diese Sonderkommission vermeint , die Beurteilung des betreffenden Bediensteten sei trotz seines Ablebens wegen der Versorgungs- ansprüche der Hinterbliebenen vorzunehmen. Diese Rechtsauslegung ist abzulehnen.“1424 Des Weiteren wurden , wenn es sich zum Beispiel bei den betreffenden Personen um „keine öffentlichen Bediensteten“ handelte , gemäß dem Fehlen der Tatbestandserforder- nis laut Paragraf 21 des Verbotsgesetzes , von Sonderkommissionen „automatisch positive Erkenntnisse“ ausgesprochen , mit der „Begründung“, dass die betreffenden Personen eben „nicht zu dem Kreis der zu beurteilenden Personen“1425 gehören würden. [ Unterstreichun- gen im Original ] Ganz besonders kritisierte die Sonderoberkommission aber den Umstand , dass zur Be- gründung positiver Erkenntnisse gänzlich unzulässige Formulierungen angeführt wurden , wie zum Beispiel , dass die Sonderkommission in ihrer Entscheidung „Gnade vor Recht“ habe ergehen lassen oder dass die zu beurteilende Person sich des ihr gewährten „Vertrau- ensvorschusses“ würdig erweisen „werde“. „Derartige Begründungen haben zu unterbleiben. Es kann nicht die Aufgabe der Sonderkommissionen sein , Gnade für Recht ergehen zu lassen , ebenso wenig haben sie Vertrauensvorschüsse zu erteilen.“1426 Eine kursorische Durchsicht der positiven Erkenntnisse der universitären Senatskom- mission I. Instanz bestätigt die Verwendung wiederkehrender Standardformulierungen in den Protokollen , die allerdings wenig bis gar nichts mit sachlichen Begründungen zu tun hatten. So hatten die überprüften Personen „in ihrem Leben viel Unglück gehabt“, sie unterlagen „im Jahre 1938 einem ( ihm ) völlig fremden Einfluß“, waren „unter Druck [ … ] der Partei“1427 beigetreten oder hatten „nur aus einer gewissen Furcht und Unbeholfenheit die Mitgliedschaft angestrebt“.1428 So nimmt es nicht Wunder , dass etwa das Naturhisto- rische Museum Wien im Jänner 1947 unter seinen insgesamt 57 Bediensteten  š von seinem „illegalen“ Direktor Josef Wastl1429 einmal ganz abgesehen  š alle , bis auf eine Person , die 1424 Ebd., 14. 1425 Ebd., 15. 1426 Ebd., 16. 1427 ÖSTA , AdR , O2 Unterricht , Präsidium 1946 , GZ 401š1. 250 , Ktn. 5 , so z. B. GZ 1237 / 46 , Senatsvor- sitzender Verdross an Rektorat Univ. Wien , SK I. Instanz , Senat 3 , 1. Februar 1946 , 1. 1428 ÖSTA , AdR , O2 Unterricht , Präsidium 1946 , GZ 401š1. 250 , Ktn. 5 , z. B. Senatsvorsitzender Verdross an Rektorat Univ. Wien , SK I. Instanz , Senat 3 , 8. Februar 1946 , 1. 1429 Der Rassenanthropologe Dr. Josef Wastl ( 1892š1968 ) wurde am 18. Februar 1938 zum Leiter der An- thropologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien ernannt , am 20. Oktober 1942 zu dessen Direktor. Im Auftrag des Reichsministeriums des Innern und der deutschen Gerichte führte Wastl anthropologisch-erbbiologische Gutachten in Vaterschafts- und Abstammungsprozessen durch. Wastl trat bereits 1932 der NSDAP bei und galt daher als „Alter Kämpfer“ ( NSDAP-Mitgliedsnr. 1. 302. 356 ); nach 1934 gründete er eine illegale „Betriebszelle“ der NSDAP im Naturhistorischen Mu- seum. Nach dem „Anschluss“ wurde seine illegale Tätigkeit „Kopieren von Protokollen der österreichi-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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