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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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367 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Tatsächlich hatte Major Needham von der britischen „Education Branch / Internal Affairs Division“ des Alliierten Rates am 11. Jänner 1946 an Rektor Adamovich eine Liste mit insgesamt 175 entfernten bzw. vertriebenen Universitätslehrern1557 übergeben. Die Liste beinhaltete das Geburtsdatum , die frühere Stellung , das Spezialgebiet und den aktuellen Aufenthaltsort der jeweiligen Person. Unter den Aufgezählten finden sich , nach Diszipli- nen geordnet , unter anderen zum Teil prominente Namen wie Emilie Bondy , Karl Büh- ler , Ernst Gombrich , Engelbert Broda , Friedrich Feigl , Maximilian Chameides , Friedrich Engel-Jánosi , Hugo Hantsch , Karl Menger , Egon Wellesz , Elise Richter ,1558 Friedrich Waismann , Gustav Ichheiser , Gertrud Wagner , Felix Ehrenhaft oder Victor Franz Hess. Lediglich neun Personen auf dieser umfangreichen Liste hatten an der Universität Wien bereits wieder ihre Lehrtätigkeit aufgenommen , darunter bezeichnenderweise kein einziger Exilant und auch keine einzige Frau ;1559 an 37 weiteren Lehrkräften zeigte sich der Akademische Senat zumindest interessiert : darunter an Felix Ehrenhaft , Karl Bühler , Friedrich Feigl , Karl Przibram oder Erwin Schrödinger. Auffällig an der Wunschliste des Akademischen Senates ist , dass sie , neben vier Assis- tenten und einem Bibliothekar sowie einigen mittlerweile prominenten Exil-Wissenschaf- tern , vor allem ehemalige Ordinarien umfasst und damit  – Parteigänger des ‚Ständestaats‘ ; Juden enthält diese Liste hingegen kaum. Damit zeichnen sich drei Merkmale ab , die in der Frage der Rückberufungen sowohl die Linie der Universität als auch die des Unter- richtsministeriums bestimmten sollten : „prominent , katholisch-konservativ bis monarchis- tisch und arisch“.1560 Wie der Offizier der britischen Education Branch gegenüber Rektor Adamovich her- vorhob , bliebe es „selbstverständlich [ … ] der Hochschule vollkommen frei gestellt“, sich 1557 Als einzige Person , die vor 1938 keinen Lehrauftrag hatte , befand sich interessanterweise der bereits als Stadtrat für Kultur und Volksbildung in Wien tätige Viktor Matejka auf der genannten Liste. UAW , Dekanatsakten der Phil. Fakultät , 628–1945 / 46 , Allied Commission for Austria ( British Element ), 14. Jänner 1946. 1558 Die Sprachwissenschafterin Elise Richter ( 1865–1943 )  – eine der ersten Frauen , die an der Universität Wien promoviert ( 1901 ) hatte und die erste Universitätsprofessorin Österreichs ( 1921 )  –, war 1942 ge- meinsam mit ihrer Schwester in das KZ Theresienstadt deportiert worden , wo sie 1943 ums Leben kam. Si- ehe : Elisabeth Andraschko , Elise Richter  – eine Skizze ihres Lebens. In : Waltraud Heindl / Marina Tichy ( Hrsg. ), „Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück …“ : Frauen an der Universität Wien ab 1897 , Wien 1990 , 221–231 ; weiters : Wolfgang Bandhauer , Niemals vergessen ! Elise Richter zum Gedenken. In : Semi- otische Berichte , H. 1–2 , 1985 , 165–179 ; siehe auch : http://www.onb.ac.at/Ariadne/vfb/bio_richterelise.htm 1559 Frauen finden sich darunter keine : Alfred Wolfgang Wurzbach , Alois Dempf , Viktor Kraft , Kasimir Graff , Hans Thirring , Eduard Castle , Karl Mras , Hans Mzik , Hans Leitmeier , Josef Weninger und Richard Pittioni. UAW , Dekanatsakten der Phil. Fakultät , 628–1945 / 46 , Allied Commission for Aus- tria ( British Element ), 14. Jänner 1946. 1560 Vgl. Fleck , Österreichs Universitäten am Beginn der Zweiten Republik , a. a. O., 6. Unter den ehemaligen Exponenten des „Ständestaats“ finden sich Namen wie Hans Mokre oder Johannes Messner ; als Legiti- misten traten Victor F. Hess , Robert Heine-Geldern oder Willibald M. Plöchl in Erscheinung.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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