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4. „The democratic way of life in Austria“
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Zu guter Letzt bekam dann auch noch Samuel H. Williams , der seinen Dienst als Chef
der USFA-Education Division am 30. Juni 1947 angetreten hatte , am 24. Februar 1949 für
„besondere Verdienste [ … ] für den Lehr- und Forschungsbetrieb“ das Ehren
doktorat der
philosophischen Fakultät der Universität Wien verliehen.1802 In der Begründung hieß es
unter anderem , dass Williams – gut vertraut mit den Ver hältnissen an deutschsprachigen
Universitäten durch sein Studium in Breslau und Berlin – „in persönlicher Hinsicht bei
Berufungen ( Engel-Janozci , [ sic ] ) und Ver an staltungen von Gastvorlesungen von USA-
Professoren sein Möglichstes getan [ hat ], erstklassige Kräfte für Wien zu beschaffen.“1803
Insbesondere habe er sich „gegenüber Zumutungen , unqualifizierte Kräfte in den Lehrbe-
trieb einzubauen , stets ablehnend“ gezeigt und in „Wort und Schrift seine Hochachtung
vor dem System und der Verfassung unserer Hochschulen stets bewiesen.“1804
Abgesehen von der erwähnten Unterstützung der Berufung von Friedrich Engel-Jáno-
si , der jedoch erst 1959 nach Österreich remigrierte ,1805 handelte es sich zum damaligen
sowie Einstellungs- und Werthaltungen sondieren helfen sollten. Das Design der soziodemografischen
Frage bogen untersuchungen , die um Repräsentativität ( n = jeweils zw. 500 und 1. 000 je Zone ) bemüht
waren , deutet darauf hin , dass man ameri kani scherseits wußte , wie die Stimmungslage in den Ländern
aussieht , d. h. es wurden Personen offenkundig bewußt nach vorherigem Screening ausgesucht ( „Quo-
tenstichprobe“ ). Der Aufbau der Umfrage ( Frage struktur inkl. Kontrollfragen , relative Prozentangaben
sowie die Inter pretation der Ergeb nisse ) ist , trotz fehlender Rohdaten , auch nach heutigem Stand als
profes sionell zu werten. [ Auskunft von DDr. Thomas Benesch vom 17. 7. 2010 ]. Unter den abge fragten
Themen finden sich u. a. : Meinung der Wiener Bevölkerung über die Neuorganisation Europas [ Nr.
13 ] ; Meinung über den Öster reichischen Staatsvertrag [ Nr. 15 ] ; Ansichten der Wiener Bevölkerung
über Politik und Regierung [ Nr. 19 ] ; Ansichten über den Nationalsozialismus [ Nr. 20 ] ; Der Marshall
Plan [ Nr. 21 ] ; Die Zeitungsleserschaft [ Nr. 23 ] ; Zeitungsleser und Radiohörer [ Nr. 25 ] ; „Die Vierte
Partei“ – ein Vergleich Wien , Linz , Salzburg [ Nr. 27 ] ; Meinung der Bevölkerung über die Polizei [ Nr.
28 ] ; Meinung der Bevölkerung über die Meinung der Bevölkerung von Wien , Linz , Salzburg über
die Lebensmittelknappheit und die „Amerika Hilfe“ [ Nr. 31 ] ; Der „Wiener Kurier“, der Sender „Rot-
Weiss-Rot“ und die „Stimme Amerikas“ [ Nr. 32 ] ; Die Einstellung der Bevölkerung zu den Flüchtlingen
und DPs [ Nr. 33 ] ; Meinungen über Geschlechtskrankheiten [ Nr. 39 ] ; Die Regierungs umbildung in
der Tschechoslowakei [ Nr. 40 ] ; Meinungen über den National sozialis mus [ Nr. 41 ] ; Antisemitismus-
Umfragen 1946–49 [ Nr. 43 ] ; Die Bevölkerung und der Film [ Nr. 45 ] ; USFA-Broschüre „Offen gesagt“
[ Nr. 46 ] ; Die Radiohörerschaft in der US-Zone [ Nr. 47 ] ; Die Gewerkschaften in Österreich [ Nr. 48 ] ;
Wirkung auf den Weltfrieden [ Nr. 49 ] ; Die Amnestie der Minderbelasteten im Spiegel der öffentlichen
Meinung [ Nr. 50 ] ; In den Demo kratien lebt der Mensch besser [ Nr. 51 ] ; Die Österreichischen Parteien
und die Besatzungsmächte [ Nr. 52 ] ; Die Radiohörer und ihre Empfangsgeräte [ Nr. 55 ] ; Zeitschriften- u.
Magazinleser [ Nr. 57 ] ; Meinungen der Wiener Mittelschullehrer [ Nr. 58 ] ; Die United Nations – Die
Idee eines Westeuropäischen Staatenbundes und ich [ ? ] ; Auswanderungslust der Österreicher [ Nr. 61 ].
Die genannten Umfragematerialien befinden sich im Besitz des Verfassers.
1802 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 3734–1958 / 59 , D.Zl. 1115 aus 47 / 48 , Wahl des Dr. Samuel H.
Williams zum Ehrenmitglied der Univ. Wien , Februar 1949 , 1.
1803 Ebd.
1804 Ebd.
1805 Siehe dazu : Kap. 2 , S. 188 , Anm. 822 bzw. Kap. 4 , S. 371 , Anm. 1572.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741