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Die ideologische Überformung der US-Reorientierung
„Information and Educational Exchange Pro gramm“ ( USIE ) 1949 immer enger an die Ak-
tivitäten unter Public Law 402 ange gliedert.2408
Im Vergleich mit der Zahl jener Personen , die durch die über Kurzwellensen-
der ausgestrahlten US-Radioprogramme ( VOA , RFE , RL ), die US-Film- und Kino-
produktionen ,2409 die massenweise produzierten Broschüren und Flugblätter , die in hoher
Auflage verbreiteten ( übersetzen ) Publikationen ( Bücher , Zeitschriften , Magazine ) sowie
durch die Aktivitäten der US-Information Centers erreicht wurden , war der quantitative
Erfolg der Exchange-Programme freilich eher bescheiden. So wurde im Rahmen der Per-
sonen-Austauschprogramme 1950 / 51 der Aufenthalt für 916 aus ländi sche Studenten aus 50
Ländern in den USA finanziert ; im Gegenzug hielten sich in diesem Zeitraum 654 ame-
rikanische Studenten zum Studium in insgesamt 23 Ländern auf.2410 Bis Ende 1951 hatten
weltweit insgesamt nicht mehr als 4. 000 Personen am Fulbright-Austauschprogramm teil-
genommen.2411 Österreich schloss erst am 6. Juni 1950 das Fulbright-Austauschabkommen
ab.2412 Zwischen 1950 / 51 und 1960 / 61 belief sich die Gesamtzahl der österreichischen Ful-
bright-Stipendiaten ( „Grantees“ ) nach der Aufstellung von Thomas König – neben etwa
jährlich 30 Studierenden und fünf bis sechs schulischen Lehrkräften2413
– auf 144 Personen ,
2408 Bis Anfang April 1949 waren auf Basis des Fulbright Acts bilaterale Austauschabkommen mit folgenden
Ländern abge schlossen : China , Frankreich , Griechenland , Italien , Neuseeland , den Philippinen und
Großbritannien. Vertragszeichnungen mit folgenden Ländern waren bereits im Gange : Australien , Ös-
terreich , Ägypten , Indien , Iran , Niederlande , Norwegen , Pakistan und der Türkei. Siehe : Trading Ideas
with the World , a. a. O., 7.
2409 Für die spätere Phase des Kalten Krieges siehe dazu überblicksartig die Diplomarbeit von : Gregor Chri-
stian Egon Höller , Feind- und Konfliktbilder des Kalten Krieges in Fernsehen , Film und Literatur ,
Dipl.-Arb-., Univ. Wien 2011.
2410 Siehe dazu : Launching the Campaign of Truth. First Phase. Sixth semiannual Report of the Secretary
of State to Congress on the International Information and Educational Exchange Program ( July 1 to
December 31 1950 ), Department of State Publication 4375. International Information and Cultural
Series 19 , Division of Publications. Office of Public Affairs , Washington D.C. 1950 , 18.
2411 Educational Exchange. Under the Fulbright Act. Department of State Publication 3637. Intern ational
Information and Cultural Series 9 , December 1949 , 1 ff.
2412 Vgl. Birgit Raunig , The first two years of the Fulbright Commission in Austria. First hand reports by
American students – How did they perceive Austria ? , Dipl.-Arb., Univ. Wien 2010 , 32 f. Interessanter-
weise kämpften die US-Fulbright-Stipendiaten – 1952 / 53 waren dies in Summe 46 US-amerikanische
Studierende – in Österreich gegen Stereotype und Klischees den USA gegenüber , von denen sie annah-
men , dass die Präsenz der US-Besatzungstruppen bzw. amerikanische Touristen sie verfestigt hätten : So
zum Beispiel , dass die US-Politik von einem „hysterischen Antikommunismus“ beherrscht wäre , dass
„America has no real culture and [ … ] is naïve and immature in political thinking – that it is hopelessly
idealistic about the problems of mankind and terribly crass and commercialized about material things.“
Zit. nach : Raunig , The first two years of the Fulbright Commission in Austria , a. a. O., 60.
2413 So kamen bspw. 1952 / 53 in Summe 81 österreichische Studierende via Fulbright-Austausch programm
in die USA ; davon waren 31 Studentinnen. Vgl. Raunig , The first two years of the Fulbright Commission
in Austria , a. a. O., 55 f.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741