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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg 582 sende anti kommunistische Propagandafeldzug  – gewissermaßen das außen politische Prälu- dium zum nach folgenden McCarthysmus  – von höchster Planungs ebene als neues , durchaus aggressives Paradigma US-amerikanischer Informations politik zementiert. Die Super vision und die inhaltliche Neudefinition der Reorientierung auch als psychologische Beeinflussung und „Stärkung der westlichen Moral“ fiel damit verstärkt an die Intelligence-Abteilungen des State Department beziehungsweise des Department of Defense ;2477 diese wurden von George F. Kennan unterstützt und schufen gemeinsam mit der CIA am 4. April 1951 eine eigene , mit Sonderaufgaben ausgestattete , unabhängige Geheim dienst abteilung  – das „Psy- chological Strategy Board“ ( PSB ) unter Leitung von Gordon Gray.2478 Zuvor hatten sich aber bereits US-Geheimdienstabteilungen mit Eventual planungen , Szenarien psychologi- scher Kriegsführung und harter Aktionen auch auf europäischem Boden auseinandergesetzt. Schon Ende des Jahres 1948 hatte sich  – vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Tsche- choslowakei  – eine Studie der „Special Warfare Division“ mit dem Titel „Instantaneous War“ mit einem Putsch der französischen Kommunisten beschäftigt und dabei geradezu Horrors- zenarien eines Blitz-Krieges mit modernen Waffen entworfen. Darin wurde insbesondere auf die Bedeutung der psychologischen Kriegsführung als einer „systematic drainage“ verwiesen : „In the psychological domain , propaganda and its effect on the brain has shown itself to be a forerunner and gives an insight into the possible future effects of biological warfare.“2479 Hauptquartier des CCF errichtet und als Gegenmaßnahme zur Sowjet-Propaganda u. a. eine Reihe von Zeitschriften gegründet , die –– insbesondere die intellektuelle Meinungsbildung in Europa maßgeb- lich beeinflussen helfen sollten. Darunter : Encounter ( London ), Preuves ( Paris ), Der Monat ( Hamburg ), Tempo Presente ( Rom ) und das Forum in Wien unter redaktioneller Leitung des aus der US-Emigration zurückgekehrten Friedrich Torberg. Mit Ausnahme des Forum , das sich hauptsächlich der kulturellen Renaissance der Wiener Fin de siècle-Kultur widmete , zielten die anderen genannten CCF-Zeitschrif- ten in ihrer Kulturberichterstattung auf Propagierung rezenter US-amerikanischer „high brow culture“ im Bereich von Moderner Kunst , Malerei , Musik oder Literatur. In Österreich trug Torberg in seiner medialen Schlüsselposition im Forum mit seinem Negativurteil maßgeblich zum langjährigen Brecht- Boykott in den Österreichischen Theatern bei. Zum CCF siehe : Saunders , The Cultural Cold War , a. a. O., 73 ff. ; Michael Hochgeschwender , Freiheit in der Offensive ? Der Kongreß für kulturelle Freiheit und die Deutschen , München 1998 , 229 ff. ; Felix W. Tweraser , Paris Calling Vienna : The Congress for Cultural Freedom and Friedrich Torberg’s Editorship of Forum. In : Austrian Studies , Vol. 13 : Austria and France , 2005 , 158–172 ; Ders., „Our Man in Vienna“: Friedrich Torberg’s Journal Forum and the Popularization of American Letters in Austria. In : TRANS. Internet-Zeitschrift für Kultur wissenschaften , Nr. 17 , Februar 2010 , siehe : http://www.inst.at/trans/17Nr/1–11/1–11_tweraser17.htm [ Zugriff 28. 3. 2013 ] ; Kurt Palm , Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich , Wien 1983. Siehe auch die offizielle Informa- tion zum CCF auf der CIA-Website : https://www.cia.gov/library/center-for-the-study-of-intelligence/ csi-publications/csi-studies/studies/95unclass/Warner.html [ Zugriff 28. 3. 2013 ]. 2477 1947 wurde das 1789 ins Leben gerufene U. S. War Department in „Department of the Army“ um benannt , bis 1949 die Reorganisation des Ministeriums unter dem neuen Namen „Department of Defense“ erfolgte. 2478 Vgl. Prados , Safe for democracy , a. a. O., 80 f. ; weiters : Saunders , The Cultural Cold War , a. a. O., 148 f. 2479 Instantaneous War [ 1948 ] , 9. NARA II , RG 319 , 279 / 18 / 19 / 1 , Records of the Army Staff. Records of the Office of Special Warfare. Secret Correspondence , 1951–58 , Box 05 [ Entry 338 ].
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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