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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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623 Umstrukturierung und Expansion allgegen wärtigen Werbung , dem Wahlsystem ,2624 den Medien sowie den sozialen Problemen , wobei auch hier die Kritik unter den Studierenden am deutlichsten ausfiel.2625 Die Ergeb- nisse dieser Umfrage zusammen fassend konstatiert Oliver Schmidt , dass die Wirkung der USA-Besuchsreisen auch im Fall der österreichischen KandidatInnen positiv bewertet wur- de : „In accordance with American intentions and not unlike their German exchange fellows Austrian exchanges returned home with a keener interest in analyzing domestic problems , and a professed desire to contribute to their solutions.“2626 Dass die Austauschkandidaten im Zusammenhang der „Exchange Programs“ offenkun- dig genauer auf ihre politische Verlässlichkeit beziehungsweise auf ihre NS-Vergangenheit geprüft wurden , als das bei der Entnazifizierung durch US-Militärstellen im allgemei- nen der Fall war , dokumentiert der Fall des Landes hauptmannes Heinrich Gleißner. Im April 1948 wurde im Zuge einer routinemäßigen Überprüfung der amerikanischen G2- Entnazifizierungs sektion in Österreich anhand des beschlagnahmten „NSDAP Central Index File“ in Berlin ( die zentrale NSDAP-Mitgliederkartei ) festgestellt , dass Gleißner  – im Gegensatz zu seinen eigenen Angaben  – seit April 1941 als NSDAP-Mitglied geführt worden war. Diese Information wurde von der US-Militäradministration aber unterdrückt , „in der vagen Hoffnung , daß sich die Sache von selbst erledigen werde.“2627 Tatsächlich hatte sich der Leiter der US-Entnazifizierungssektion in Österreich , Joseph L. Zaring , nach anfänglichem Zögern wegen der Prominenz Gleißners dafür ausgesprochen , die ös- terreichische Bundesregierung über die zweifelhafte Infor mations lage zur Person Gleiß- ners in Kenntnis zu setzen und die üblichen Entnazi fizierungsgesetze anzuwenden , da zu vermuten stehe , dass die Informationen früher oder später ohnehin an die Öffentlichkeit kommen würden. Immerhin verfügte der CIC im Dezember 1948 über Hinweise , dass einzelne Informationen bereits an die Kommunisten durchgesickert waren.2628 Zaring riet daher  – allerdings vergeblich  – dazu , die Angelegenheit der öster reichischen Regierung zur Entscheidung zu überlassen , da die USA andernfalls riskieren würden , „dass die betreffen- de Information zu einem überraschenden und ungünstigen Zeitpunkt bekannt werde.“2629 Die Angelegenheit blieb unentschieden , bis die ( angebliche ) NSDAP-Mitgliedschaft Gleißners im Zusammenhang mit der geplanten Teilnahme der beiden Landeshauptleute Josef Klaus2630 und Heinrich Gleißner am US-Austauschprogram wiederholt themati- 2624 So bewerteten drei von vier Visitatoren das US-amerikanische Wahlsystem im Hinblick auf die Wahl von Einzelpersonen zwar als grundsätzlich positiv , lehnten dieses hinsichtlich der Wahl politischer Par- teien jedoch ab. Ebd., 423 f. 2625 Schmidt , Civil Empire by Co-optation , a. a. O., 423. 2626 Ebd., 438. 2627 Tweraser , US-Militärregierung Oberösterreich. Bd. 1 , a. a. O., 232. 2628 Schuster , Politische Restauration und Entnazifizierungspolitik in Ober österreich , a. a. O., 180. 2629 Ebd. 2630 Josef Klaus ( 1910–2001 ), promovierter Jurist , ÖVP-Landeshauptmann von Salzburg 1949–1961 und Kanzler der ersten ÖVP-Alleinregierung in den Jahren 1961–1971 , war zwischen 1933–1934 als ( frühe-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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