Seite - 12 - in Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Ferdinand war hier ebenso empfangen worden wie der deutsche
Kaiser Wilhelm II. oder der ehemalige US Präsident Theodore
Roosevelt.
Kreuzenstein als » Kitsch « zu verdammen erscheint aus heuti
ger Sicht allzu simpel, wenn es auch auf bezeichnende Weise das
zutiefst gestörte Verhältnis der künstlerischen Moderne – wie
auch einer modernistischen Kunstgeschichtsschreibung – zu der
auf historische Vorbilder rekurrierenden Architektur des 19. Jahr
hunderts zum Ausdruck bringt. Dabei ist Kreuzenstein weit mehr
als eine unter vielen Burgen des Historismus : Der Bau, zwischen
1874 und 1906 auf den marginalen Resten einer im Dreißigjäh
rigen Krieg zerstörten Burg errichtet, kann ohne Übertreibung
ein Schlüssel zum Verständnis der Geschichtskultur in der zwei
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts genannt werden : Es ist ein Ort,
an dem der Freude am geschichtlich Vergangenen und seiner po
tenziellen Wiederherstellbarkeit, an der historischen Travestie,
durch umfassende Evokation, Rekonstruktion und Reinszenie
rung einer fiktiven Vergangenheit Ausdruck verliehen wurde.
〚 2 〛 Schulausflug nach Kreuzenstein, um 1930
12 Zerlegung einer Zeitmaschine
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258