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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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sich das » Image « Kreuzensteins als einer perfekten, ja » idealen « mittelalterlichen Ritterburg, in der nichts an ihren Ursprung im 19. Jahrhundert erinnern sollte.12 Der Popularität Kreuzensteins konnten weder der politische Umbruch von 1918 noch die Ableh­ nung der Architektur des Historismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwas anhaben – der eingangs zitierte Kommen­ tar vertrat die Meinung einer Minderheit. So blieb eine » Attrak­ tion « des 19. Jahrhunderts in ihren wesentlichen Mechanismen bis heute erhalten und wirksam. Dass Kreuzenstein nach wie vor als » authentische « Evokation einer mittelalterlichen Burg rezi­ piert wird, zeigt sich auch im medialen Eigenleben, das der Bau als Kulisse internationaler Filmproduktionen entwickelt hat. Wenn hier eine Burg des 19. Jahrhunderts wiederholt als » ech­ ter « mittelalterlicher Bau auftritt, so wird abermals evident, dass das heute verbreitete und tradierte populäre Mittelalterbild – re­ flektiert nicht zuletzt in den hybriden Burgen und Schlössern der Fantasy­ Literatur und ihren Verfilmungen – nach wie vor Vorstel­ lungen entspricht, die bereits im 19. Jahrhundert geprägt wurden. Weitgehend unbeachtet vom breiten Publikum, das bis heute nur allzu gerne an der historischen » Aufführung « teilnimmt, be­ herbergt Kreuzenstein aber auch die wohl umfangreichste, aller­ dings nur unzureichend bekannte und kaum erforschte private Sammlung von Kunst, Kunsthandwerk und kulturgeschichtli­ chen Objekten des Mittelalters in Österreich. Da auch die vom Sammler konzipierte Aufstellung und Anordnung der Objekte zum Teil nach wie vor besteht, zählt Kreuzenstein zu den wenigen Orten Europas, an denen eine bedeutende Privatsammlung des 19. Jahrhunderts in weitgehend ursprünglicher Aufstellung und in einem eigens dafür errichteten Bauwerk erhalten geblieben ist. Kreuzenstein ist also nicht nur Burg, Museum, Mausoleum und Monument, sondern erschließt darüber hinaus die Kon­ struktion moderner Mittelalterbilder – vom 19. Jahrhundert bis in die ( populäre ) Gegenwartskultur. Kreuzenstein erweist sich damit als das schillernde Produkt einer Epoche, die in vielerlei Hinsicht Grundlagen für unsere heutige Kultur geliefert hat. Trotz des ungewöhnlich hohen Bekanntheitsgrads als touris­ tisches Ausflugsziel hat sich die kunsthistorische und kulturwis­ senschaftliche Forschung zum 19. Jahrhundert außerhalb eines kleinen spezialisierten Kreises nach wie vor keinen klaren Begriff von Kreuzenstein gemacht. Die Ursachen dafür sind wohl in der janusköpfigen Erscheinung des Objekts zu suchen : Für die tradi­ tionelle Architekturgeschichtsschreibung lag Kreuzenstein als Burg nicht nur fernab der für eine typengeschichtliche Sicht re­ levanten » Bauaufgaben « der Epoche, sondern auch außerhalb der herkömmlichen entwicklungsgeschichtlichen Perspektive auf 16 Zerlegung einer Zeitmaschine
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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