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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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» Der Ritter «, so heißt es in einer aktuellen Studie zu Mittelalter­ bildern im Comic, » ist Sinnbild der Epoche [ … ], Assoziationsaus­ löser und Identifikationsfigur «, die Burg ist » idealer Ort der ritter­ lichen Welt, Kulminationspunkt der Vorstellungen rit terlichen Lebens und damit auch des hohen Mittelalters. «42 Die zeitgenös­ sische Vorstellung von Burg und Ritter – gebündelt und konzen­ triert in idealen Repräsentationen wie der Gralsburg oder dem Gralsritter Parzival – bildete eine Basis für die Restaurierung und den Wiederauf­ bzw. Neubau von Burgen im 19. Jahrhundert, wurde doch mit der Wiederherstellung einer solchen » Ritter ­ Burg « auch das Mittelalter ausschnitthaft wiederhergestellt und reinszeniert. Romantisch­ historisches Interesse an einem idealisierten Mittelalter und der gleichermaßen überhöhten Gestalt des Rit­ ters lenkte die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen um 1800 auf die Burgen, die als einzige bauliche Zeugen dieser vergangenen Rit­ terwelt in die Gegenwart hineinragten. Ihre militärische Funk­ tion hatten die Burgen im Lauf der vergangenen Jahrhunderte zumeist verloren, und auch als Wohnsitz des Adels waren sie oft schon lange zuvor von den weitaus bequemeren Schlössern abge­ löst worden. Doch weniger das Bedürfnis nach historisch­ kriti­ scher Auseinandersetzung, als vielmehr der » romantische « Stim­ mungen auslösende Anblick des verfallenen Gemäuers gab den Ausschlag zu einer neuen Sicht auf die mittelalterlichen Burgen : » Man betrachtet solche Ruinen «, schrieb Friedrich Schlegel 1806, » entweder nur mit einer oberflächlichen ästhetischen Rührung, als den unentbehrlichen romantischen Hintergrund für allerlei beliebige moderne Gefühle, oder man sieht darin nur Raubschlös­ ser, welche nach angeordnetem Landfrieden zerstört worden sind und zerstört werden mußten [ … ] ; aber man sollte nicht immer und überall nur die letzte Entartung mit der Sache selbst ver­ wechseln, und so sich selber den Sinn für die herrlichsten Denk­ male der Vergangenheit abstumpfen. «43 Schon die populäre Literatur des frühen 19. Jahrhunderts ver­ knüpfte Beschreibungen der Burgen mit mehr oder weniger phan­ tasievollen Schilderungen ritterlichen Lebens – der Begriff » Rit­ terburg « wurde geprägt. Reiseführer zu den baulichen Überresten des Mittelalters ermutigten bereits die Zeitgenossen im frühen 19. Jahrhundert, die mehr oder weniger verfallenen Gemäuer aufzusuchen und in der Betrachtung der Ruinen ihren noch va­ gen Begriff von Mittelalter und Rittertum zu schärfen, sich eine Vorstellung von dieser längst vergangenen Epoche zu bilden, Ge­ schichte zur Gegenwart werden zu lassen. So heißt es in der Vor­ rede zum ersten Band von Friedrich Gottschalcks » Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands « von 1810 : » In allen, besonders 25Ritter – Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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