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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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österreichische Lesart des Nibelungenliedes kommt in der zen­ tralen Stellung des – als spätmittelalterlicher Ritter gekleideten – Rüdiger von Bechelaren in Franz Metzners Projekt für den Ni­ belungenbrunnen auf dem Platz vor der Wiener Votivkirche von 1904 ebenso zum Tragen wie im Monumentalgemälde » Einzug König Etzels in Wien «, das Albin Egger­ Lienz 1910 für die Aus­ schmückung der Festräume des Wiener Rathauses schuf.93 〚 10 〛 Im selben Rezeptionszusammenhang sind die bekannten Illus­ trationen Carl Otto Czeschkas zu Franz Keims Nacherzählung des Nibelungenliedes von 1908 zu sehen. 〚 8 〛 Sie ähneln jenen stilisierten Ritterfiguren, die im selben Jahr in dem vom Bau­ herrn von Kreuzenstein ausgerichteten Kaiser­ Huldigungs­ Fest­ zug die Ringstraße bevölkerten.94 Der Widerhall von Czeschkas ästhetisch modernisierten, formal aktualisierten Mittelalter­ Bil­ dern – und damit die Wirkmacht des um 1900 etablierten mo­ dernen Ritter­ Bildes – reicht bis in Fritz Langs Nibelungen­ Filme von 1924.95 Einer ähnlichen monumental­ abstrahierenden Ästhetik, wie sie vor allem bei Metzner und Egger­ Lienz zum Ausdruck kommt, ist schließlich auch der gespenstisch­ gesichtslose hölzerne » Wehrmann im Eisen « des Bildhauers Josef Müllner ( 1879 – 1968 ) von 1915 verpflichtet.96 〚 11 〛 Gestalt und Benennung des Wehr­ manns werden unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs nun ganz unmittelbar mit der Wehrhaftigkeit im Kampf gleichgesetzt, durch seine eindeutig historische und damit der Vergangenheit angehörende Ausrüstung wird dieser Krieg aber auch allegorisch verbrämt, überhöht und durch diese Historisierung des Solda­ ten letztlich verharmlost.97 Formal lässt sich zwischen Wiener 〚 8 〛 Karl Otto Czeschka, Illustration zu » Die Nibelungen «, 1908 38 Mittelalterbilder
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und BauhĂĽtte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. AuĂźenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. FrĂĽhe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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