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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Bemerkenswert ist, dass Wien bei Wilczeks Käufen nur eine untergeordnete Rolle spielte.250 In den Jahren zwischen 1860 und 1880 waren Triest, Venedig, Rom, Padua, Barcelona, Sevilla, Madrid, Dijon, Straßburg, Köln, Frankfurt, Nürnberg, Salzburg und Innsbruck die bevorzugten Erwerbungsorte.251 So entstand eine Sammlung, die hinsichtlich der Provenienz ihrer Stücke alle nationalen Grenzen sprengte – eine nationale Einengung stünde auch der umfassenden Konzeption, die Wilczek mit Kreuzen­ stein und seinen Sammlungen verfolgte, entgegen.252 Besonders bemerkenswert ist, dass Wilczek seine Sammlungen bereits früh historischen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs und da­ mit vielen nach herkömmlichem Verständnis marginalen Objek­ ten öffnete.253 Wilczeks Sammlungen hatten kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert eine Fülle und Dichte erreicht, die es ermöglichte, für die Ausstattung von Kreuzenstein aus einem riesigen Fundus das jeweils Passende zu wählen. Die Kollektion war » so umfang­ reich und zählt so viele Stücke von kulturgeschichtlicher Bedeu­ tung, ja eine so stattliche Reihe von sehr seltenen Stücken, dass selbst von öffentlichen Kunst­ und Kunstgewerbemuseen nur die hervorragenderen damit verglichen werden können, wozu noch als im besonderen wertvoll der Umstand kommt, dass die Samm­ lung nur auf die mittelalterliche Kunst beschränkt blieb, also auch vom wissenschaftlichen Standpunkte aus ein geschlosse­ nes Ganzes bildet. «254 Über die Skulpturensammlung in Seebarn heißt es : » Da stehen in langen Gängen rechts und links dicht an­ einandergereiht mittelalterliche Schnitzbilder zu Hunderten auf­ gestapelt, in mehrfachen Reihen übereinandergeschichtet bis zur Decke hinan, mehrfach vor­ und hintereinander ; ein ganzes Mu­ seum mittelalterlicher Schnitzerei vom ältesten Romanischen an bis zu den letzten Ausläufen der Gothik, die mannigfachsten kirchlichen Stoffe und Heiligenlegenden behandelnd, in jeder Art Staffirung und Vergoldung, in jeder Grösse. Es dürfte dies die reichste Sammlung dieser Art sein [ … ]. «255 Wenige Jahre später, im Jahr 1902, sollte es angesichts des Umfangs der nach wie vor wachsenden Sammlungen notwendig werden, mit dem Kunsthistoriker Alfred Walcher von Molthein ( 1867 – 1928 ), dem Bruder des seit 1895 auf Kreuzenstein ar­ beitenden Architekten Humbert Walcher von Molthein, einen Fachmann als Kustos einzustellen.256 Seine Aufgabe bestand vor allem darin, das Inventar anzulegen und Wilczek bei seinen Rei­ sen zu begleiten oder zu vertreten ; in manchen Fällen konnte Walcher, der selbst sammelte, auch eigenmächtig – aber stets nach Rücksprache – Ankäufe tätigen. Die Bauarbeiten waren zu jener Zeit bereits weit gediehen und der Transport der Objekte 74 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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