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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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aber von mittelalterlichen Gebäuden stammt, deren Baumaterial Wilczek erworben hatte. Im Bereich der Keller­ und Erdgeschoß­ mauern ist an mehreren Stellen verputztes Mauerwerk sichtbar : Es sind dies die bewusst sichtbar belassenen Reste der alten Burg Kreuzenstein, die als Fundament für den Neubau dienten. Große steinsichtige Mauerflächen bestimmen zusammen mit den ab­ gewitterten, ebenfalls aus altem Material bestehenden Holzkon­ struktionen und der ehemals historisch eingedeckten Dachland­ schaft den Gesamteindruck. An der Westseite werden unterschiedlich geformte Bauteile zu einem veritablen Schaubild zusammengeführt, das bildmäßige Komposition mit elaborierter Räumlichkeit verbindet. 〚 54 〛 Die Trias von Kapelle, Glockenturm und Bergfried wird seitlich von den niedrigeren Bauten des Nordwestturmes und des Torturmes flankiert, die beiden Vorwerke links und rechts bilden das räum­ liche Gelenk zur Wehrmauer im Vordergrund. Unterschiedli­ che Baukörper werden hier zusammengestellt : Der kristallinen Scharfkantigkeit des Nordwestturmes antwortet das vegetabile Laubwerk des durchbrochenen Glockenturmes, dem monumen­ talen Quader des Bergfrieds wird der Zylinder des Torturmes mit seinem Spitzkegeldach gegenübergestellt. Diagonale Sequen­ zen fassen die Komposition zusammen und gipfeln im Bergfried als dem höchsten Punkt. Camillo Sitte empfand die Gesamtwir­ kung als » höchst malerisch « und erinnerte sich lebhaft » an den in der alten höfischen Dichtung ( Parsifal ) beliebten Vergleich, wo­ nach stattliche schöne Burgen so aussehen, als ob hier Thurmsa­ men aufgegangen wäre. «352 Hier zeige sich » strengste Einheit bei möglichster Mannigfaltigkeit in so mustergültiger Weise verkör­ pert, dass man bei der Analyse dieses architektonischen Meister­ stückes allzugerne länger verweilen möchte. «353 Die » Deutsche Bauzeitung « dagegen kritisierte 1917 wohl mit Blick auf die West­ seite, dass » manches am Wiederaufbau in der Gruppierung und in der Bildung einzelner Teile zu stark auf romantische Wirkung be­ rechnet « sei und brachte damit eine vergleichsweise abgeklärte Sicht auf die mittelalterliche Burg zum Ausdruck.354 Der dreiseitige, an den Ecken abgeflachte Nordwestturm mit steilem Zeltdach und überdimensionalen Schornsteinen besitzt durch seinen komplexen Aufbau – aus dem Dreieck des Grundris­ ses schieben sich ein breiter, von einem Giebel bekrönter Vorbau, ein Erker und ein Treppentürmchen hervor – skulpturale Quali­ täten und trägt in seiner auffälligen bauplastischen Dekoration die Wappen früherer Burgherren und Landesfürsten als Verweis auf das alte Kreuzenstein und seine lange zurückreichende Ge­ schichte.355 Das Zentrum der Westseite bildet die Giebelwand 112 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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