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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Eckquadern konturiertes Mauerwerk zum Teil » von einem am Inn demolirten alten Thurm «360 stammt, ist mit sechzig Metern die vertikale Dominante der gesamten Anlage. Auf leicht verzo­ gen­ quadratischem Grundriss errichtet, umfasst er im Inneren sieben Stockwerke, die durch unterschiedlich gestaltete und un­ regelmäßig versetzte Fenster belichtet werden. Ein steinerner Laufgang führt um das oberste Turmgeschoß, über den Ecken sit­ zen – bereits im Bereich des Spitzwalmdaches – diagonal gestellte Erkertürmchen. Sie lassen den Bergfried als Wiedergänger der mittelalterlichen Stadttürme von Korneuburg und Perchtolds­ dorf erscheinen.361 Nach den vertikalen Akzenten von Glocken­ turm und Bergfried findet die Staffelung der Westseite gegen Süden mit dem runden Torturm, der den Eingang zur Burg be­ wacht und durch den umlaufenden Wehrgang und das Kegeldach » im Stile und der Befestigungsart der maximilianischen Zeit ge­ dacht «362 ist, einen Abschluss. Nicht um die Wirkung der zylindri­ schen Form des Turmkörpers zu brechen, sondern vielmehr um sie durch Kontrastierung zu verstärken, sitzt im äußersten Be­ reich der Rundung ein kleiner polygonaler Erker. Über eine stei­ nerne Bogenbrücke, die den stellenweise außerordentlich tiefen, heute zum Großteil mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Burggraben überspannt, gelangt der Besucher zu dem von der ob­ ligaten Zugbrücke geschützten Tor. 〚 58, 59 〛 Das Steingewände des großen Burgtors und die eisenbeschlagene Tür daneben be­ fanden sich ursprünglich auf einer nicht näher bezeichneten Bur­ gruine der Familie Starhemberg bei Linz, das Fallgitter kam aus Burg Strechau in der Obersteiermark nach Kreuzenstein.363 〚 60 〛 Über dem großen Tor ist ein aus Venedig stammendes Wappen des Heiligen Römischen Reiches aus der Zeit Kaiser Maximilians eingesetzt, die Pforte trägt jenes der Familie Wilczek.364 In der heute leeren Nische links des Tores befand sich – als plastischer Akzent in der ansonsten schmucklosen Wand – ein spätromani­ sches Hochrelief mit der Mantelspende des hl. Martin, das aus der Gegend von Bamberg stammte.365 Wie die Westseite, so erweckt auch die langgestreckte Süd­ seite der Burg den Eindruck eines Bildes, einer auf eine be­ stimmte Schauseite hin orientierten Komposition – eine Les­ art, die durch Wilhelm Burgers Fotografien fraglos unterstrichen wird. Die in der Höhe gestaffelten Trakte werden hier durch Tor­ turm, Bergfried und halbrunden Turm eingefasst. 〚 1, 62 〛 Die flä­ chige Geschlossenheit des Mauerwerks, die in Kontrast zur viel­ fältig gebrochenen Westseite steht, erfährt durch den annähernd mittig positionierten, monumentalen Söller eine Zäsur, die zu­ gleich – ähnlich wie das Kapellenfenster im Westen – das plas­ tisch­ räumliche Zentrum dieser Ansicht markiert 〚 61 〛. Wie ein 114 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und BauhĂĽtte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. AuĂźenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. FrĂĽhe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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