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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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nnerhalb der Geschichte der Architektur des 19. Jahrhunderts nimmt Kreuzenstein eine für das Verständnis der Epoche auf­ schlussreiche Sonderstellung ein. Kaum ein anderes Bauwerk je­ ner Zeit kann für sich den Anspruch erheben, aus vergleichbar vielen Fragmenten anderer, älterer Bauten zusammengesetzt zu sein, mehr noch : nicht nur die Form, sondern auch den Ge­ halt regelrecht auf diesen von weither geholten Teilen und ihrer Zusammenstellung zu gründen. Die Provenienz der Spolien aus mehreren Ländern Europas entspricht den breitgefächerten In­ teressen des Sammlers, begründet darüber hinaus aber auch die modellhaft­ ideale Konzeption Kreuzensteins und steht damit ei­ ner nationalistischen Deutung der Burg im Weg. Durch die ex­ zessive Fülle und bezwingende Präsenz dieser Fragmente wurde eine regelrechte Herrschaft der Dinge etabliert, die den tiefe­ ren Sinn der Burg erschließt : Erst durch die Integration mate­ rieller Originale wird der umfassende Anspruch auf » Authenti­ zität « einlösbar, lebt » der alte Geist in eigentümlicher Echtheit darin fort, obgleich doch ein Werk unserer feinschmeckerischen Neuzeit entstanden ist «, wie Ludwig Hevesi 1903 über Kreuzen­ stein schrieb.524 Aus der Überzeugung, durch die Versammlung möglichst vieler authentischer Dinge das Vergangene wiederherstellen zu kön­ nen, spricht das Vertrauen in ein gleichsam magisches Vermögen der Dinge, Geschichte durch ihre schiere Präsenz » lebendig « wer­ den zu lassen. In Kreuzenstein wird Geschichtlichkeit durch eine » Manipulation « von historischen Fragmenten hergestellt, und ohne es zu beabsichtigen zeigt sich damit zugleich auch die Rela­ tivität historischer Erzählungen : Geschichte, so könnte man aus Kreuzenstein einmal mehr lernen, ist nicht, sie entsteht erst und vor allem durch das Arrangieren überlieferter Dinge, die in die Lage versetzt werden, sie zu repräsentieren, oder, um mit George Kubler zu sprechen, » things alone allow us to know the past «.525 I 174 Herrschaft der Dinge
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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