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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Historiengemälde des 19. Jahrhunderts rekonstruieren Historien­ filme Vergangenheit, und Filme über das Mittelalter spiegeln wie Kreuzenstein die jeweils vorherrschenden Mittelalterbilder wi­ der. Die Konfrontation mit seinen Filmbildern ist dazu geeignet, wesentliche formale und inhaltliche Eigenschaften von Kreuzen­ stein sichtbar zu machen.653 Von Anfang an war die Burg nicht allein billiger Ersatz für auf­ wändige Kulissenbauten sondern durch die spezifische Form ih­ rer Architektur dazu prädestiniert, in Filmbilder übertragen zu werden. Das zeigt schon die erste bekannte Produktion, die nie­ mand Geringeren als die Burg selbst zum Gegenstand hatte : Im Jahr 1912 drehte der österreichische Filmpionier Sascha Graf Ko­ lowrat einen » Naturfilm « mit dem Titel » Die Burg Kreuzenstein bei Wien «.654 Der Streifen, der zu den ersten Dokumentarfilmen der österreichischen Filmgeschichte zählt, ist verloren ;655 ver­ führerisch ist die – naheliegende – Spekulation, Kolowrat könnte die Burg als wundersam wieder lebendig gewordenes Gemälde aus dem Mittelalter für die Filmleinwand in Szene gesetzt haben, ergänzt womöglich durch entsprechend kostümierte Staffagefi­ guren – eine filmische Umsetzung und Erweiterung des bereits durch die Fotografien Wilhelm Burgers konstruierten, offiziellen Bildes von Kreuzenstein. Im Jahr 1913 stellten Michel Carre und Max Reinhardt ihren Film » Das Mirakel « fertig, auch er wurde teilweise in Kreuzen­ stein gedreht. Das gleichnamige Bühnenwerk von Karl Gustav Vollmoeller ( Text ) und Engelbert Humperdinck ( Musik ) war 1911 unter Reinhardts Regie vor 30 000 Zuschauern in London urauf­ geführt worden, die deutschsprachige Premiere fand am 18. Sep­ tember 1912 im Rahmen des Eucharistischen Kongresses in der Wiener Rotunde statt. Ausgangspunkt der Handlung ist eine auf Caesarius von Heisterbach zurückgehende mittelalterliche Le­ gende um die Beziehung einer jungen Nonne zur Jungfrau Ma­ ria.656 Der Spielfilm, der aufgrund des großen Erfolges noch im Herbst 1912 gedreht wurde, galt lange Zeit hindurch als verschol­ len.657 Für die Szenen vor der Klosterkirche wurde der Haupt­ platz von Perchtoldsdorf als Kulisse gewählt, die Szenen in der Burg der Raubritter wurden in Kreuzenstein gedreht. Neben der bekannten Gesamtansicht der Burg von Süden werden vor allem Burggraben, Tor, Söller, Burghof, Loggia und Kaschauer Gang ins Bild gesetzt. Die Bogenöffnungen der Brücke über den Burggra­ ben bilden einen adäquaten Bühnenraum, ebenso wie der Söl­ ler, der aufgrund seiner unterschiedlichen räumlichen Ebenen und der entgegenkommenden Plastizität der hier angebrach­ ten Spolien besonders ausführlich gezeigt wird. Die Architektur von Kreuzenstein erscheint bereits in diesen ältesten erhaltenen 212 Mediale Korrespondenzen
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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