Seite - 223 - in Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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ist, auch als Eigentümer stets nur zu Gast in der von ihm selbst ge
schaffenen alternativen Wirklichkeit. Für Wilczek bestand kein
Zwang, seine Burg Besuchern zu öffnen, und doch war Kreuzen
stein nicht nur von Anfang an öffentlich zugänglich, sondern
auch für eben diesen Zweck gebaut worden : Damit stand eine der
Hauptsehenswürdigkeiten in der Umgebung Wiens einem breiten
Publikum offen, das seinerseits zwar nicht über das umfassende
Spezialwissen des Sammlers verfügte, durch die beginnende Kul
tur des historischen Themenparks aber auf eine temporäre Reise
ins Mittelalter bestens vorbereitet war und also mit dem reichen
Angebot an Sensationen umzugehen wusste. Kreuzenstein war
von Anfang an als » Heterotopie « konzipiert, als ein von der all
täglichen Welt zeitlich und räumlich bewusst abgesetzter Ort ei
gener Ordnung. Es spricht für die Solidität dieser Konstruktion
ebenso wie für die Longue durée der Geschichtskultur des 19. Jahr
hunderts, dass sie bis heute kaum etwas von ihrer Wirksamkeit
eingebüßt hat. 223
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258