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Das logistische Rückgrat der Release-Szene besteht aus ungefähr
dreißig besonders leistungsstarken Sites,den sogenannten Topsites.
Auf diesen Servern werden nur die neusten Warez deponiert.Die Be-
treiber von Topsites haben häufig Zugang zu Netzwerken von Insti-
tutionen, in denen große Datenaufkommen nicht weiter auffallen.
Hier richten sie einen Rechner als Server für die Szene ein.Im Gegen-
zug für ihr Engagement erhalten sie in der Regel auch Zugang zu
weiteren Szeneservern. »Manche Admins an Unis haben spezielle
Accounts, damit sie Topsites im eigenen Netzwerk dulden. In einem
Fall war der Site Op Mitarbeiter einer Reinigungsfirma, die auch zu
Universitäten Zutritt hatte. Dort soll er seinen Rechner in einem
Schrank deponiert haben. Ein anderer betrieb seine Topsite sogar an
einer Berliner Universität«,berichtet Szenemitglied Predator.9
Ähnlich wie die Release Groups tragen auch die Topsites klangvolle
Namen wie »Valhalla«, »Anathema« oder »Labyrinth«. Und wie bei
allen anderen FTP-Servern der Szene, ist der Zugang zu ihnen strikt
begrenzt. Außenstehende haben kaum eine Chance, eine Topsite zu
Gesicht zu bekommen. Die Betreiber benutzen diverse Verschlüsse-
lungstechniken und Zugangsbeschränkungen, damit Topsites nur
von Eingeweihten betreten werden können.
Die Übertragung der Daten findet bei Topsites meist über moderne
Lichtwellenkabel statt.Die Übertragungsgeschwindigkeit ist dort 100-
bis 1.000mal höher als die eines DSL-Internetanschlusses. Das Ko-
pieren eines neuen Films von einer Topsite zur anderen dauert somit
nur Sekunden. Zudem haben Topsites enorme Speicherkapazitäten.
Während ein durchschnittlicher Rechner eine Festplatte mit 120
Gigabytes Speicherplatz besitzt,haben Topsites häufig eine Kapazität
von über 10 Terabytes,was mehr als 10.000 Gigabytes entspricht.
Die Topsite Unreality, die 2003 von der Polizei stillgelegt wurde,
hatte eine Kapazität von elf Terabytes,was je nach Komprimierungs-
grad ausreichte, um Zehntausende Filme oder mehrere Millionen
MP3-Musiktitel zu speichern. Während die Ermittler die Sicherstel-
lung des »vermutlich weltweit größten ermittelten Piratenservers«10
59KOPIE
DER KOPIE DER
KOPIE58
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290