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die Szene gelangen.4 Für Supplier ergeben sich hier zahlreiche Mög-
lichkeiten, der Szene neue Filme zuzuspielen. Selbst wenn der Sup-
plier nicht Mitarbeiter des Filmstudios ist, kann er dennoch für ex-
terne Unternehmen und Dienstleister arbeiten, die an der Herstel-
lung des Films beteiligt sind.So bietet beispielsweise eine Anstellung
in einem Tonstudio oder einer Special-Effects-Firma gute Chancen,
um frühzeitig an Kopien eines neuen Spielfilms zu gelangen.
SCREENER
Als im Mai 2005 der FilmStar Wars: Episode III noch vor dem Kinostart
illegal und in guter Qualität ins Internet gelangte, war eine Zeitan-
gabe im Bild zu sehen. Hierbei handelte es sich um nichts anderes
als die interne Markierung eines Schnitt- oder Synchronstudios, ge-
nannt Timer.5 Damit wurde klar, daß es einer Release Group gelun-
gen war,den Film direkt aus einem Schnittstudio zu entwenden.
Auch Marketingfirmen erhalten noch vor der Kinopremiere oder
dem DVD-Verkaufsstart Kopien neuer Filme auf DVD,um die Werbe-
kampagne planen zu können.Darüber hinaus sind Kontakte zu Film-
kritikern oder Mitarbeitern von einschlägigen Zeitschriften in der
Szene sehr begehrt. Sie bekommen vor dem Kinostart sogenannte
Screener auf DVD zugesandt, um anhand dieser Rezensionsexem-
plare rechtzeitig über den Film berichten zu können. Somit kann es
schon ausreichen, daß eine Release Group zum Beispiel den Sohn
eines Insiders kennt,der ihr den Screener seines Vaters zuspielt.
Selbst in der Oscar-Jury gibt es undichte Stellen. Ein solches Leck
war zum Beispiel der Schauspieler Carmine Caridi, der unter ande-
rem in dem legendären Film Der Pate III mitgewirkt hatte. Im Januar
2004 wurde bekannt,daß Caridi in den vorangegangenen drei Jahren
ungefähr 60 Filme,die er als Mitglied der Oscar-Jury beurteilen sollte,
an ein Szenemitglied weitergereicht hatte.Daraufhin wurde Carmine
Caridi nach 42 Jahren Mitgliedschaft aus der Jury ausgeschlossen
und auf Schadensersatz verklagt. Im November 2004 verurteilte ihn
ein Gericht in Kalifornien zur Zahlung von 600.000 Dollar an die
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No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290